Schluss mit dem Rauchen, aber wie?
Die Paradoxe Raucherentwöhnung
Erfahrungen der
ersten Raucherberatungsstelle Deutschlands
von
Dr. med. Dieter
Paun und Elke Paun
7. Auflage, Berlin 2008
1. Auflage 1972
2. Auflage 1973
3. Auflage 1976
4. Auflage 1978
5. Auflage 1981
6. Auflage 1993
© Dr. Dieter Paun, Alle Rechte vorbehalten.
1.-5. Auflage: Verlag Volk und Gesundheit VEB
6. Auflage:
Selbstverlag, Satz: Arnold Zangl Dipl.Ing., Druckerei: S-Druck Regensburg
7. Auflage: Internetpublikation, www.paun.de/dieter/index.html
Inhaltsverzeichnis
25 Jahre Paradoxe Raucherentwöhnung
Möchten Sie wirklich das Rauchen aufgeben?
Wollen Sie natürliche Hilfsmittel nutzen?
Die
Rolle Ihres Blutdrucks bei der Entwöhnung
Die
Rolle Ihres Blutzuckers bei der Entwöhnung
Wie
halten Sie Ihr Körpergewicht?
Selbstbehandlung
mit Autosuggestion
Gesprächsgruppentherapie
in „offenen“ Gruppen
Nutzen
Sie die Erfahrungen Entwöhnter!
Nichtmehrraucher(innen)
fühlen sich wohler
Wie
sich der Schlaf entwickelt hat
Was
aus der Arbeitsleistung geworden ist
Wie
sich die Atmung verändert hat
Wie
Sie mit dem Appetit zurechtkomen
Wie
sich die Stimmung verbessert
Ob
Sie auch Geld gespart haben?
Was
aus den Kopfschmerzen geworden ist
Ob
die Raucherkrankheiten sich gebessert haben
Wie
sich die Familie verhalten hat
Wie
Freunde, Verwandte und Kollegen reagierten
Erleben Sie eine Gruppentherapie!
„Rauchen oder
Gesundheit“ ist in den letzten vier Jahrzehnten zu einem weltweiten Problem geworden.
1953 veröffentlichte der Dresdener Internist und Sozialhygieniker Prof. Dr.
med. habil. Fritz Lickint sein Werk „Ätiologie und Prophylaxe (Entstehung und
Verhütung) des Lungenkrebses“...“gewidmet den 100 000 bis 200 000 Deutschen,
die im besten Alter ihres Lebens in den nächsten zehn Jahren dem Lungenkrebs
zum Opfer fallen werden, wenn wir Ärzte nichts unternehmen“.
Seine Voraussagen haben
sich leider voll bewahrheitet. Die Lungenkrebssterbeziffern sind bisher bei beiden
Geschlechtern von Jahr zu Jahr weiter angestiegen. Aber der Lungenkrebs macht
nur ein Siebentel der Mehrsterblichkeit der Raucher gegenüber den Nichtrauchern
aus. Im Vordergrund der Raucherkrankheiten stehen Herz- und Kreislauferkrankungen,
in erster Linie der Herzinfarkt in jüngeren und mittleren Jahren, die Beinarterienerkrankungen
und nicht zuletzt die chronische Bronchitis mit dem Lungenemphysem. Alle diese
bei Rauchern gehäuften Krankheiten sind bisher ständig angestiegen. So sterben
an den Folgen des Rauchens in der Bundesrepublik Deutschland jährlich ca. 140
000 Menschen. Dagegen fordert der Straßenverkehr jährlich „nur“ etwas über 6
000 Tote.
Die amerikanische
Bundesgesundheitsministerin Frau Dr. Antonia C. Novello veröffentlichte aber
1990 in ihrem Bericht über die positiven gesundheitlichen Auswirkungen der
Raucherentwöhnung gute Nachrichten für die Entwöhnungswilligen: „Raucherentwöhnung
stellt den bedeutendsten einzelnen Schritt dar, den Raucher tun können, um
Länge und Qualität ihres Lebens zu erhöhen. Nach 15 Jahren haben sie fast die
gleiche Lebenserwartung wie Menschen, die nie geraucht haben.“
1958 begann als Schüler Lickints ein
junger Arzt in Bad Elster im Sächsischen Vogtland, herzkranken Kurpatienten
systematisch zu helfen, von der Zigarette loszukommen.1963 rief ihn der
Pathologe Prof. Dr. med. habil. Erich Bahrmann an das Städtische Krankenhaus im
Friedrichshain, Berlin, als Leiter der ersten Raucherberatungsstelle im
deutschen Sprachgebiet. Er beauftragte ihn, eine Gesprächsgruppentherapie für
entwöhnungswillige Raucherinnen und Raucher nach amerikanischem Vorbild zu
entwickeln. Als Hilfsmittel sollte er dabei die damals neuen bulgarischen
TABEX-Tabletten mit dem Goldregenwirkstoff Cytisin erproben, der das
Rauchverlangen und die Entzugserscheinungen abebben läßt. 1968 war die Methode
wissenschaftlich unter Dach und Fach und im „Deutschen Gesundheitswesen“
veröffentlicht. Elke Paun brachte als ehemalige Raucherin seit 1975 neue
methodische Gedanken ein.
Nunmehr liegen 25 Jahre praktische
Erfahrungen mit der Paradoxen Raucherentwöhnung vor. Die Hilfe der
Erfolgreichen in den Gesprächsgruppen gipfelt in dem Ratschlag:
Erst einmal weiterrauchen wie gewohnt und
regelmäßig wiederkommen!
Rauchen Sie vielleicht, weil Sie als Kind
aus Neugier zu rauchen versucht haben?
Endeten Ihre ersten Rauchversuche mit
einer Enttäuschung? Warum versuchten Sie es noch einmal? Weil Sie glaubten, ein
richtiger Mann oder eine junge Dame müsse den Tabakrauch vertragen? Zwangen Sie
sich, die äußerst unangenehmen Begleiterscheinungen der ersten Rauchversuche zu
überwinden? Rauchten Sie dann, um erwachsen zu erscheinen? Wollten Sie rauchenden
Gleichaltrigen nicht nachstehen oder dem anderen Geschlecht imponieren? Wurden
sie weiterhin durch Gleichaltrige oder Ältere verleitet? Eiferten Sie Vater,
Mutter, Lehrer oder einem Filmstar nach?
Benutzten Sie als junger Mensch in
Gesellschaft gern die Gelegenheit, Ihre Unsicherheit durch das Rauchen einer
angebotenen Zigarette zu verdecken?
Soll Ihre sogenannte Verdauungszigarette
die Müdigkeit beseitigen, die nach den Mahlzeiten durch Erweiterung der
Blutgefäße im Bauchraum und Verminderung der Durchblutung des Gehirns auftreten
kann?
Rauchen Sie nur zur Verteidigung gegen
andere Raucher, wie sich Goethe, der zeitlebens Nichtraucher war, ausdrückte?
Glauben Sie die Belästigung durch die Atmosphäre des Rauchens nur ertragen zu
können, wenn Sie mitrauchen?
Alles das wären Motive für das Rauchen.
Oder glauben Sie als rauchende(r)
Geistesarbeiter(in), daß der Tabakrauch Ihre Phantasie anrege? Meinen Sie, daß
Sie sich ohne Zigarette nicht konzentrieren können?
Wenn sie nicht als ein(e) Patient(in) mit
niedrigem Blutdruck zur Zigarette greifen, handelt es sich bei Ihnen vielleicht
um das Wirken bedingter Reflexe. Wie ein Hund, dem wochenlang vor jeder
Fütterung eine Glocke ertönte, schließlich nicht zu fressen beginnt, wenn die
Glocke schweigt, so will bei Ihnen als rauchendem Schreibtischarbeiter zunächst
die Arbeit nicht recht vorangehen, wenn Ihnen die Glocke, sprich: Zigarette,
plötzlich fehlt.
Rauchen Sie bei Nachtarbeit, aus
Langeweile, wenn Sie irgendwo warten müssen?
Rauchen Sie, um angenehme Gefühle zu
verstärken oder um unangenehme Empfindungen zu dämpfen?
Greifen Sie zur Linderung psychischer
Spannungen, zur Beruhigung, aus Angst, aus Aggression, aus Kummer, aus
Einsamkeit zur Zigarette?
Erstreben Sie einen gewissen
Rauschzustand, Euphorie genannt?
Ist Ihnen schon in jungen Jahren das
Rauchen zur Gewohnheit geworden?
Rauchen Sie, um sich anzuregen oder um
etwas im Munde zu haben?
Konnten Sie, solange Sie noch
Gelegenheitsraucher(in) waren, also nicht täglich rauchten, jederzeit das
Rauchen wieder ganz einstellen?
Wurden Sie dann allmählich ein(e)
Gewohnheitsraucher(in)?
Kam es bei Ihnen zur sogenannten
Gewöhnung? D.h. schien dann Ihr Körper das inhalierte Gift fast ohne
Vergiftungserscheinungen zu vertragen? Dann war das eine Täuschung. Denn es
wurde nur die Abwehrmaßnahmen des Körpers, wie Erbrechen und Durchfall, durch
die „Gewöhnung“ fast völlig lahmgelegt.
Können Sie als Gewohnheitsraucher(in) ohne
weiteres das Rauchen sofort ganz einstellen, wenn ein wichtiger Grund Sie dazu
veranlaßt?
Spüren sie schon am eigenen Körper, wie
Ihnen der Tabak schadet, und können Sie nicht aufhören zu rauchen? Sind Sie
bereits abhängig geworden?
Ist es einfach die Sucht, der „Hunger“
nach dem Gift, die Furcht vor Mattigkeit, schlechter Laune und Konzentrationsschwäche
beim Fehlen des Nikotins, was sie zwingt, täglich, stündlich oder öfter die
Nikotinzufuhr fortzusetzen?
Oder rauchen Sie, um ein Hungergefühl oder
Müdigkeit zu lindern oder zu beseitigen?
Nikotin bewirkt, dass die Hypophyse
(Hirnanhangsdrüse) das blutdrucksteigernde Hormon Vasopressin und die
Nebenniere das Notfallshormon Adrenalin ins Blut abgeben, letzteres ein Stoff,
der sonst hauptsächlich in Extremsituationen abgesondert wird, z.B. auf der
Flucht, bei einem Kampf oder bei zu erwartender schwerer körperlicher Arbeit.
Das Adrenalin holt Traubenzucker, Ihren Blutzucker, aus den Speichern Ihres
Körpers, aus Leber und Skelettmuskeln, es peitscht Ihr Herz und Ihren Kreislauf
an.
Nun schlägt Ihr Herz schneller, Ihr
Blutdruck steigt an. So werden Hunger und Müdigkeit verscheucht.
Da aber diese Kreislaufwirkung nur 20 bis
25 Minuten anhält, greifen Sie bald wieder zur nächsten Zigarette. Diese
scheinbare Belebung geschieht auf Kosten Ihrer Körperreserven.
Wenn Sie täglich 20 Zigaretten rauchen,
entspricht das einer zusätzlichen Arbeitsleistung Ihres Herzens, die
achtstündigem Radfahren gegen leichten Wind gleichkommt.
Zuerst (in winzigen Dosen) wirkt das
Nikotin anregend, danach (in etwas höheren Dosen) lähmend auf das Nervensystem,
besonders auf die Schaltstellen (Ganglien = Nervenknoten) des vegetativen
Nervensystems. Der Anregung folgt die Erschlaffung.
Das vegetative Nervensystem heißt auch das
autonome (selbständige) oder unbewußte Nervensystem, weil es weitgehend vom
Bewußtsein unabhängig arbeitet. Es regelt unmerklich die Grundfunktionen Ihres
Organismus: Stoffwechsel, Verdauung (Appetit und Stuhlgang), Atmung, Kreislauf
und Wärmehaushalt, Schlaf, Haut- und Schleimhautfunktion sowie die
Fortpflanzung.
Das Nikotin ist neben Kohlenmonoxid,
krebserzeugenden Teerprodukten und anderen giftigen und reizstarken Substanzen
das Hauptgift in Ihrem Tabakrauch. Seine Wirkung auf die Vielzahl der Ganglien
im vegetativen Nervensystem erscheint im Gesamtorganismus völlig
unübersichtlich. Bei den einzelnen Menschen reagieren die einzelnen Ganglienzellen
sehr unterschiedlich auf dieses Gift. Je nachdem, wann und bei welchen
Gelegenheiten Sie zu rauchen gewohnt sind, wird bei Ihnen der Eindruck der
Anregung oder der Lähmung, die oft als Beruhigung bezeichnet wird, im
Vordergrund stehen. Ihre sogenannte vegetative Ausgangslage vor Rauchbeginn
spielt eine entscheidende Rolle, je nachdem ob Sie sich müde oder munter,
hungrig oder gesättigt, erschöpft oder frisch, aufgeregt oder ruhig fühlen. So
kann bei Ihnen die Nikotinwirkung einmal als Anregung, ein anderes Mal als
Beruhigung empfunden werden. Deshalb hat man das Nikotin einen
„pharmakologischen Zwitter“ genannt.
Eins steht allerdings fest, daß Sie nicht
in jeder Situation gerade die augenblicklich gewünschte Nikotinwirkung, Anregung
oder Beruhigung, herbeiführen können, selbst wenn Sie die eingebildeten
Wirkungen gelten lassen. Niemand kann sich nach Belieben jederzeit durch
Rauchen beruhigen. Das ergaben Umfragen unter unseren Patienten.
Oft wird nur die Linderung oder
Beseitigung der unangenehmen Entzugserscheinungen als Beruhigung oder als Genuß
empfunden.
Sind Sie zu der Erkenntnis gekommen, daß
Ihnen die Zigarette nicht wirklich hilft, mit Ihren Problemen fertig zu werden?
Erfolgreich Entwöhnte berichten, daß sie
sich viel wohler fühlen, sich besser konzentrieren können und daß ihre
Arbeitsleistung gestiegen ist, seit sie über die ersten schweren Tage oder
Wochen der Entwöhnung hinaus sind. Auch nach einer Nachtschicht fühlen sie sich
weniger abgespannt und zerschlagen, wenn sie die Nacht ohne Tabak verbracht
haben. Sie werden das vielleicht als Raucher(in) noch bezweifeln.
Wenn Sie Nicht(mehr)raucher(in) geworden
sind, werden auch Sie es bestätigen.
Gehören Sie zu den 45% der Raucher(innen),
die schon mehrmals versucht haben, das Rauchen zu beenden? Oder zählen Sie
sogar zu den 15%, die es schon häufiger als fünfmal versucht haben?
Versuchten Sie es aufgrund von
körperlichen Beschwerden, von der Zigarette loszukommen? Wünschen Sie es ernsthaft?
Spüren sie schon die Auswirkungen des Rauchens als Kopfschmerzen oder
Schlafstörungen oder morgendlichen Husten mit Auswurf, Appetitlosigkeit,
Untergewicht, Magen-, Herz- oder Gehbeschwerden, Atemnot bei Belastungen,
Nachlassen der körperlichen, sexuellen oder geistigen Leistungsfähigkeit oder
zunehmende Nervosität?
Möchten Sie auf ärztliches Anraten wegen
einer Herz- oder Kreislauferkrankung, wegen Bluthochdrucks oder -unterdrucks,
wegen eines Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwürs, eines Asthma bronchiale oder
einer chronischen Bronchitis, eines Kehlkopf-, Schilddrüsen- oder Augenleidens
oder wegen Blutarmut Nicht(mehr) raucher(in) werden?
Rauchen steigert den Abbau von
Medikamenten in Ihrer Leber und verändert deren klinische Wirkungen. Das betrifft
so häufig angewandte Wirkstoffe wie Phenazetin, Phenazon, Theophyllin, Koffein,
Pryleugan und auch das Vitamin C. Außerdem haben Sie um so mehr weiße
Blutkörperchen, je mehr Sie rauchen, und ebenfalls um so mehr rote
Blutkörperchen, roten Blutfarbstoff und leider auch um so mehr an Kohlenoxid
gebundenen roten Blutfarbstoff. Ihr Rauchen senkt auch den Gehalt ihres
Blutserums an Eiweißstoffen, den Albuminen und Globulinen. Letztere brauchen
Sie für die Abwehr von Infekten. Wenn Sie das Rauchen aufgegeben haben,
normalisieren sich auch bei Ihnen alle diese Werte.
Als Raucher(in) sind Sie nach der
Statistik im Durchschnitt häufiger und länger krank und sterben auch früher als
die Nichtraucher(innen). Zigarettenrauchen ist die häufigste vermeidbare
Krankheits- und Todesursache in den entwickelten Ländern und die Hauptursache
vorzeitigen Todes überhaupt. Das unterstreicht die Weltgesundheitsorganisation
(WHO) seit 1970 immer wieder. Sollten Sie planen, schwanger zu werden oder es
gerade sein, dann müssen Sie wissen, daß bereits eine halbe bis eine Minute,
nachdem Sie sich eine einzige Zigarette angesteckt und mit Inhalieren begonnen
haben, das Herz Ihres Kindes im Mutterleib fünf bis zehn Schläge in der Minute
schneller schlägt als normal. Sollten Sie in der Schwangerschaft rauchen, beeinträchtigen
Sie damit eindeutig die Entwicklung und die Gesundheit Ihres noch ungeborenen
Kindes. Damit stören Sie das Wachstum Ihres Kindes im Mutterleib und setzen
sein Geburtsgewicht herab.
Rauchen Sie in der Stillzeit, steigt mit
jeder Zigarette, die Sie täglich rauchen, der Nikotingehalt Ihrer Muttermilch,
und Sie bremsen die normale Entwicklung.
Wollen Sie als rauchende Mutter bei Ihrem
Kind ein meßbares Defizit im Wachstum und in der intellektuellen Entwicklung in
Kauf nehmen?
Als nicht(mehr)rauchende Mutter sind Sie
nach statistischen Untersuchungen außerdem noch ein wirksameres Vorbild für
Ihre Kinder als ein nicht (mehr)rauchender Vater es sein kann.
Wenn Sie durch Zigarettenrauchen Ihrem
Teint geschadet haben, kann das kein Kosmetikum der Welt wieder in Ordnung
bringen. Nur die Entwöhnung vom Rauchen nützt etwas. 95 % der Nichtraucherinnen
zeigen keine vorzeitigen Alterserscheinungen, aber nur 35 % der Raucherinnen.
Wenn Sie in die sechziger Jahre kommen, haben Sie als Nichtraucher(in) keine
stärkeren Falten im Gesicht als 20 Jahre jüngere Raucher(innen).
Es wird Sie als Mann oder als Partnerin
eines Mannes interessieren,, daß bei nichtrauchenden Männern in der Regel die
sexuelle Potenz länger erhalten bleibt als bei Rauchern. So vermindert sich die
sexuelle Aktivität der Nichtraucher im Alter von 25 bis 40 Jahren nur halb so
rasch wie bei Rauchern. Nach der Entwöhnung pflegt Besserung einzutreten, wie
uns nicht selten berichtet wird. Selbst bei älteren Männern kommt es oftmals
zur Wiederherstellung der Potenz. Untersuchungen des Samens ergaben bei
Rauchern verminderte Zeugungsfähigkeit.
Sollten Sie eine Frau sein, die raucht und
die „Anti-Baby-Pille“ einnimmt, so verstärken sich beide Schädlichkeiten in
ihrer Wirkung auf die Blutgefäße. Wenn Sie über 35 Jahre alt sind, wird eine
solche Kombination besonders gefährlich. Dann erhöht sich Ihr Risiko, einen
Herzinfarkt zu bekommen, sehr stark. Und die Gefahr, an einer Verstopfung eines
Blutgefäßes durch ein Blutgerinnsel zu erkranken, wird sogar 23mal größer, als
wenn Sie weder rauchen noch die „Pille“ nehmen würden.
Es lohnt sich in jedem Lebensalter, für
Jugendliche wie für alte Menschen, das Rauchen aufzugeben. Andernfalls können
Sie für Ihre Gesundheit tun, was Sie wollen, Sie werden die schädliche Wirkung
der Zigarette niemals ausgleichen können, wenn Sie weiterrauchen.
Aus allen diesen und noch vielen anderen
Gründen lohnt es sich, das Rauchen aufzugeben, nicht zuletzt aus Rücksicht auf
die Nichtraucher, die Sie sonst am Arbeitsplatz und zu Hause zum passiven
Mitrauchen zwingen würden.
Außerdem werden Sie froh sein, wenn Sie
nicht mehr von der Zigarette abhängig sein müssen.
Sie möchten also wirklich das Rauchen
aufgeben, sonst würden Sie ja nicht weiterlesen. Wie wäre es, wenn Sie sich
erstens einmal über die gesundheitlichen Vorteile der Tabakentwöhnung und vor
allem über Hilfsmöglichkeiten zur Entwöhnung informieren würden?
In dieser Schrift finden Sie Erfahrungen
Entwöhnter. Vielleicht fragen Sie dann in Ihrem Verwandten-, Freundes-,
Bekannten- und Kollegenkreis die Nichtraucher(innen), ob sie einmal geraucht
haben und was sie für Erfahrungen mit dem Rauchen und mit der Entwöhnung
gemacht haben.
Dann könnten Sie zweitens Partner(innen)
suchen, die Sie gern bei Ihrer Entwöhnung unterstützen oder die sogar bereit
sind, sich gemeinsam mit Ihnen das Rauchen abzugewöhnen. Am ehesten finden Sie,
oft schon erfahrene, Entwöhnungswillige im nächstgelegenen Selbsthilfezentrum,
wie wir sie inzwischen in allen großen Städten haben, oder in einer
Entwöhnungsgruppe Ihrer Krankenkasse, der Volkshochschule, eines Vereins oder
einer Kirche. Mit Hilfe einer solchen Gruppe, der Sie sich anschließen und mit
der Sie jahrelang Kontakt halten, können Sie auf menschlich angenehme Weise
einen Dauererfolg erreichen. Denn Sie finden dort Unterstützung durch mehr oder
weniger erfahrene Entwöhnungswillige und vielleicht Entwöhnte, die mit dem
gleichen Problem ringen. Schließt sich ein Familienmitglied oder ein
Arbeitskollege an, ist das eine zusätzliche Hilfe für Sie. Vielleicht können
Sie auch den Freundes- und Bekanntenkreis interessieren, zumindest aber zur
Rücksichtnahme anhalten, wenn Sie als frisch Entwöhnte(r) noch auf schwachen
Füßen stehen. Wir betreuten viele Patient(inn)en, die nebenher Ehepartnern,
Kollegen, Freunden und Nachbarn halfen, das Rauchen aufzugeben. Manche
Entwöhnungswilligen sagten allen Mitarbeitern, Vorgesetzen und Freunden, auch
manchmal Leuten, die sie gar nicht leiden mochten, daß sie eine Entwöhnungskur
vorhaben. Dann hielten sie meistens durch, um sich nicht die Blöße zu geben,
wieder rückfällig geworden zu sein. Andere, Erfahrenere – hingegen behielten
ihren Plan für sich, um sich nicht selbst unter Druck zu setzen. Die Überzeugungsarbeit,
die viele Entwöhnungswillige bei anderen Raucher(inne)n aufnehmen, verleiht
ihnen Auftrieb und Kraft zum Durchhalten.. Manchen helfen auch Wetten um einen
hohen Einsatz. Andere wiederum fürchten den Druck, dem sie sich damit selbst
aussetzen.
Inzwischen werden Sie genügend Erfahrungen
gesammelt haben, um drittens den Entschluss zu fassen, von einem Tag zum andern
mit dem lästigen Rauchen Schluß zu machen. Wenn sie nämlich als körperlich abhängige(r)
Raucher(in) allmählich den täglichen Tabakverbrauch einschränken wollen, wird
das nicht weniger Energie erfordern als der gut vorbereitete plötzliche Schluß.
Das besagen alle Erfahrungen. Wie leicht erlahmt sonst Ihr Wille, bevor das
Ziel der Entwöhnung erreicht ist. Dann werden die wenigen noch gerauchten
Zigaretten immer attraktiver. Die Entzugserscheinungen enden nie, die bei
schlagartigem Aufhören von Tag zu Tag immer mehr nachlassen.
Sind Sie
körperlich abhängig und setzen ihren täglichen Zigarettenverbrauch stark herab,
ohne gänzlich aufzuhören, werden Sie stärker unter Entzugserscheinungen leiden
als diejenigen, die das Rauchen mit einem mal ganz aufgeben. Haben Sie ihren
täglichen Verbrauch unter ca. zwölf bis 14 Zigaretten gesenkt, haben Sie Entzugserscheinungen
zu erwarten, die ebenso stark sind wie am ersten Tage des schlagartigen Beendens
des Rauchens. Und die Stärke dieser Entzugserscheinungen läßt nie nach, falls
es Ihnen doch gelingen sollte, einige Tage oder gar Wochen eisern bei diesem
relativ niedrigen täglichen Verbrauch zu bleiben. Tröstlich an der Sache ist
aber, daß es Ihnen wahrscheinlich nicht gelingen wird. Sie werden bald wieder
Ihr gewohntes Quantum konsumieren, oder Sie werden völlig stoppen. Tun Sie
letzteres, lassen die oftmals recht unangenehmen Begleiterscheinungen der
Entwöhnung von Tag zu Tag allmählich nach und verschwinden in der Regel spätestens
nach wenigen Wochen ganz und gar. Sollten Sie ein(e) sehr starke(r) Raucher(in)
sein, brauchen Sie keine stärkeren oder sich länger hinziehenden Entzugserscheinungen
zu befürchten als jemand, der wesentlich weniger raucht. Auch die Anzahl der
bisherigen Raucherjahre oder -jahrzehnte stellt keine schwer überwindbare
Barriere dar, was meistens fälschlich angenommen wird. Rauchende Kinder und
Jugendliche haben es keinesfalls leichter, vom Stoff wegzukommen, als
Erwachsene und ältere Leute. Bei den jungen Menschen sind allerdings meistens
die Beweggründe zum Aufhören mit der Rauchgewohnheit zu schwach. Das kommt dazu
und mindert den Vorteil der kürzeren Raucherkarriere herab.
Ist Ihnen inzwischen klar geworden, daß
Sie als körperlich Abhängige(r) es nicht schaffen werden, auf Dauer maßvoll zu
rauchen? Denn Ihr täglicher Verbrauch wird spätestens nach einigen Wochen
wieder ansteigen, bis Sie wieder Ihren Ausgangswert erreicht haben. Wenn Sie
nämlich zu den ca. 2 % der Raucher(innen) gehörten, die in der Lage sind, nur
gelegentlich, maßvoll und mit Unterbrechungen zu rauchen, hätten Sie diese
Schrift kaum zur Hand genommen.
Wenn Sie es sich leichter machen wollen
und das nikotinähnlich wirkende Medikament TABEX zu Hilfe nehmen, müssen Sie
spätestens am fünften Tag die Zigarette endgültig weggelegt haben. Sonst
gewöhnen Sie sich nämlich an den Wirkstoff, und seine Wirksamkeit läßt nach.
Wenn Sie nach guter, langer Vorbereitung die Nikotinzufuhr schlagartig stoppen,
gehen Sie den am meisten kräftesparenden und sichersten Weg aus der
Abhängigkeit. Daß er zudem völlig unschädlich ist, haben Kliniker in aller Welt
seit Jahrzehnten zweifelsfrei bewiesen. So haben z.B. Gefängnisärzte niemals
einen Gesundheitsschaden durch plötzlichen Nikotinentzug beobachten können. Wir
studieren seit 1953 die wissenschaftliche Weltliteratur über Tabakentwöhnung
und haben dabei von keinem Schadensfall dieser Art gelesen.
Nun können Sie viertens einen geeigneten
Entwöhnungstermin wählen. Sie werden nicht jeden Zeitpunkt gleichermaßen
günstig finden. Eine Periode starker Arbeitsüberlastung sowie Prüfungen bringen
Sie besser erst hinter sich.
Auch einaufregendes Familienereignis
sollte vielleicht erst vorüberziehen. Halten Sie Tage der Ruhe und Entspannung,
wie beispielsweise einen Urlaub, eine Kur oder ein paar Feiertage, die Sie
nicht mit Trinkgelagen verbringen, ein langes Wochenende, einen freien Tag für
geeigneter? Wollen Sie den Entwöhnungstermin bis zum nächsten Jahresurlaub
verschieben? Das will überlegt sein. Nach einigen Monaten kann es Ihnen
schwerer fallen als jetzt. Erfahrene meinen, sie wollen sich ihren Urlaub nicht
durch die Umstellungserscheinungen in den ersten Tagen und Wochen der Entwöhnung
verderben. Erfolgreiche, die sich einige Wochen vor ihrem Jahresurlaub von der
Zigarette getrennt hatten, schwärmen geradezu davon, daß sie anschließend den
schönsten Urlaub ihres Lebens erlebt hätten. Einige sagen: Wenn ich's mir im
Urlaub abgewöhne, muß ich's mir nachher im Arbeitsalltag eigentlich noch einmal
abgewöhnen, weil ich ja dann die Umstellung bei der Berufsarbeit noch vor mir
habe.
Inzwischen hat e sich in unseren
Entwöhnungsgruppen seit langen Jahren eingebürgert, die Entwöhnung, nach
längerer, gründlicher Vorbereitung, im normalen Alltag zu beginnen.
Ein jüngerer, vielseitiger Wissenschaftler
und Künstler, der obendrein noch an einer schweren Gemütskrankheit litt, hat es
sogar während einer Diplomprüfungszeit zustande gebracht, der Zigarette ade zu
sagen. Und er berichtete danach, er habe trotzdem in dieser Zeit sich besser
geistig konzentrieren können, als wenn er wie gewohnt weiter geraucht hätte.
„Wenn ich meinen 'Grips' brauche, rauche ich nicht,“ sagte auch eine vielbeschäftigte
Ärztin und Mutter.
Ein Diplomingenieur, den seine Frau
verlassen hatte und der gleichzeitig eine völlig unbefriedigende Arbeit
verrichten mußte, hat nicht lockergelassen und ist schließlich nach mehreren
Anläufen im Verlauf eines halben Jahres endgültig zum Nicht(mehr)raucher
geworden. Seit 1975 ist er bis heute nicht wieder rückfällig geworden, hat ein
weiteres Diplom erworben und seinen Beruf gewechselt. Sein neues Hobby sind
wochenlange weite Fahrradtouren durch Europa, von deren Stationen er uns
dankbare Ansichtskarten sendet, auf denen er immer wieder betont, daß er das
als Raucher nie geschafft hätte. (Übrigens ist er nicht der einzige, der uns
jahraus, jahrein voller Dankbarkeit für die Gruppenhilfe bei der Entwöhnung aus
dem Urlaub Ansichtskarten schreibt.)
Auch eine akute Erkrankung oder
gegebenenfalls Schwangerschaftsbeschwerden, wobei die meisten Raucher(innen)
ohnehin die Lust zum Rauchen verlieren, sind vielleicht auch für Sie günstige
Gelegenheiten, das Rauchen aufzugeben.
Oder gehören Sie zu den Rauchern, die
selbst bei schwerstem Krankheitsgefühl glauben, nicht auf ihren Glimmstengel
verzichten zu können?
Sollten Sie es während einer Erkrankung
doch geschafft haben, ein paar Tage auf den Tabak ganz zu verzichten, und dann
gesunden, sollten Sie dann allerdings besser nicht nach altem Brauch ausprobieren,
ob Sie wieder gesund sind, indem Sie versuchen, eine Zigarette zu rauchen.
Diese eine wird Ihnen dann in aller Regel zum Verhängnis.
Wenn Sie diese vier auf Prof. Lickint
zurückgehenden Regeln berücksichtigen, können auch Sie von der Zigarette
loskommen, und wenn Sie noch so ein(e) starke(r) Raucher(in) sind und noch so
lange geraucht haben und fühlen, daß Sie schwer abhängig sind.
Unsere erfahrensten Patienten sind im
Laufe der Jahrzehnte mehr und mehr davon abgekommen, sich auf lange Sicht einen
Entwöhnungstermin vorher festzulegen. Sie sagen, damit würden sie sich selbst
unter Druck setzen und die Angst vor dem Entwöhnungstermin verstärken, erst
recht, wen sie es anderen angekündigt haben, daß sie dann und dann aufhören
wollen zu rauchen. Viele Gruppenteilnehmer legen inzwischen überhaupt keinen
Entwöhnungstermin mehr fest, eben um sich nicht zu etwas zwingen zu müssen. Sie
argumentieren, daß man gelassen an die Sache herangehen solle. „Nicht sich verkrampfen,
sondern es reifen lassen!“ empfahl einmal ein Arbeiter. Und ein Lehrer meinte:
„Wenn Sie zweimal wöchentlich lange genug zur Gesprächsgruppe kommen, reift
langsam etwas in Ihnen heran, und eines Tages fallen Sie wie eine reife Frucht
vom Baum, und rauchen nicht mehr.“
„Erst einmal weiterrauchen wie gewohnt,
und regelmäßig wiederkommen!“ hat sich zum Slogan mit der Wiederkehr des
Buchstaben „w“ entwickelt.
„Rauchen Sie zunächst einmal lieber noch
mehr als bisher, keinesfalls weniger!“ hören wir oft von den „alten Hasen“ in
der Runde. „Und rauchen Sie mit gutem Gewissen, akzeptieren Sie sich als
Raucher(in)! Sie rauchen nun einmal, und Sie werden es ja bald lassen.“
„Sie haben so viele Jahre geraucht, da
kommt es nun auf ein paar Wochen nicht mehr an. Sie wollen es doch für immer
schaffen und es nicht so schwer haben. Rauchen Sie mit Genuß! Rauchen Sie Ihr
gewohntes Quantum voll weiter! Fangen Sie jetzt bloß nicht damit an, weniger zu
rauchen!“
Diese Ratschläge hören wir in der Gruppe
immer wieder.
Essen Sie gern einen knackigen,
aromatischen, reifen Apfel? Die älteste Raucherentwöhnngskur ist die Apfelkur.
Apfel und Zigarette sind Feinde, heißt es. Starke Raucher essen weniger Obst
als Nichtraucher, sagt die Statistik. Andererseits verdrängt reichlicher Genuß
von rohem Obst und Rohgemüse oftmals das Verlangen nach Nikotin.
Natürlich wirkt so etwas am besten im
Rahmen eines Gesamtprogramms, einer regelrechten Raucherentwöhnungskur. Wie
wär's, wenn Sie dieses Hilfsmittel mit einbauen würden?
Mehrere Äpfel, Südfrüchte, Tomaten,
Gurken, Paprikaschoten, Mohrrüben usw. vor jeder einzelnen Mahlzeit,
einschließlich Frühstück und etwaigen Zwischenmahlzeiten, helfen auf mehrfache
Weise bei der Entwöhnung vom Tabakrauchen:
Erstens läßt das Rauchverlangen meist
deutlich nach. Wahrscheinlich wirkt sich der Kaliumgehalt der Frischkost dabei
günstig aus, wie Prof. Dr. Ferdinand Schmidt annimmt, der unter anderem
Kaliumpräparate zur Unterstützung der Raucherentwöhnung in Mannheim mit Erfolg
einsetzte.
Zweitens ergaben Untersuchungen bei
Rauchern einen Mangel an Vitamin C. Durch das Rauchen einer Zigarette werden in
Ihrem Organismus 25 mg Vitamin C zerstört. So viel ist ungefähr in 50 g
Apfelsine enthalten. Das ist die Hälfte Ihres Mindesttagesbedarfs.
Wenn Sie entwöhnt sind, erhöht sich der
Vitamin-C-Gehalt in Ihrem Blut durchschnittlich von 1,7 auf 5,1 mg je Liter
Blut, also auf das Dreifache, wenn Sie sich ungefähr so weiter ernähren wie
bisher. Wenn Sie sich aber umstellen, führen Sie sich mit allen roh genossenen
Obst- und Gemüsesorten beträchtliche Mengen Vitamin C zu.
Drittens fördert die reichliche Zufuhr von
rohem Obst oder rohem Gemüse durch den Gehalt an Fruchtsäuren und
Ballaststoffen Ihren Stuhlgang, der während Ihrer Tabakentwöhnung ins Stocken
kommen kann. Blaue Pflaumen, Aprikosen und Feigen sind hierbei, auch als
Trockenfrüchte genossen, besonders wirksam, ebenso rohes Sauerkraut und
Sauerkrautsaft, ferner eingeweichter roher Leinsamen oder Leinsamentee mehrmals
täglich. In aller Regel können Sie dadurch auch auf leichte Abführmittel wie
Karlsbader Salz, Glyzerinzäpfchen oder Früchtewürfel verzichten.
Sollte Ihnen das nicht gelingen, haben Sie
vielleicht Kakao oder Schokolade genossen, welche die Verstopfung fördern.
Viertens wird die Harnproduktion angeregt.
Gifte werden rascher ausgeschieden. Dazu sind auch Säfte und Mineralwässer
nützlich.
Fünftens sinkt während der Entwöhnung vom
Nikotin Ihr Blutzucker ab, und Sie bekommen wahrscheinlich mehrmals am Tage
großen Hunger. Deshalb täten Sie gut daran, anstelle irgendwelcher vitamin- und
mineralstoff-, aber kalorienreicher Snacks als Zwischenmahlzeiten mehrmals
täglich rohes Obst oder Gemüse zu genießen. Manche unserer Patienten haben am
Arbeitsplatz immer vorbereitetes Obst griffbereit.
Snacks führen zu Vitamin-B1-Mangel, der
die Nervosität fördert. Fett und Zucker begünstigen außerdem unerwünschte
Gewichtzunahme.
Sechstens strömt nach einer Mahlzeit mit
schwer verdaulichen, fetten scharf gewürzten Speisen viel Blut zur Verdauungsarbeit
in Ihren Magen-Darm-Kanal. So bekommt Ihr Gehirn weniger Blut. Deshalb werden
Sie müde. Das läßt Sie vielleicht zur Zigarette greifen. Es nicht zu tun, wird
Ihnen dann schwer fallen. Wenn Sie sich für die Zeit der Entwöhnung aber auf
mehrere kleinere Mahlzeiten am Tag statt weniger größerer umstellen, Frischkost,
d.h. rohes Obst und rohes Gemüse bevorzugen und eine Zeitlang grundsätzlich
vegetarisch leben, indem Sie Fettes und schwer Verdauliches vorübergehend
meiden, bekommen Sie das Problem der Verdauungsmüdigkeit in den Griff, und es
wird Ihnen das Nicht(mehr)rauchen leichter fallen. Am zweckmäßigsten wären
natürlich einige vegetarische Wochen oder sogar ein paar Tage mit reiner
Frischkost, also ausschließlich mit rohem Obst und Gemüse. Wenn Sie obendrein
noch einige Zeit auf Fett und Cholesterin in Eiern und Milch sowie
Milchprodukten (Butter, Käse, Sahne) verzichten, tun Sie noch mehr für Ihre Gesundheit.
Siebentens schlagen Sie damit die Brücke
zu einer kalorienbegrenzten Ernährung, die sich für Sie einige Monate lang als
besonders nützlich erweisen würde, wenn Sie befürchten, nach dem Aufgeben des
Rauchens übergewichtig zu werden. Warum sollte Ihre tägliche Kost nicht einen
hohen Anteil an rohem Obst und Gemüse aufweisen, damit Sie leicht die fetten
und die süßen Speisen einschränken können?
Wenn sie vor jeder Mahlzeit reichlich rohe
Frischkost genießen, nehmen Sie ohne irgendeine Anstrengung weniger andere
(fette oder süße, also kalorienreiche) Speisen zu sich. Und Sie werden sich bei
der beschriebenen vegetarischen Kost wahrscheinlich viel wohler, frischer,
leistungsfähiger und weniger müde fühlen. Die lebensnotwendigen Mineralstoffe,
Spurenelemente und Vitamine sowie weitere in roher Pflanzenkost enthaltene
Wirkstoffe tun ihr übriges dazu.
Achtens haben Sie als Raucher(in) nicht
nur zu wenig Vitamin C sondern auch zu wenig Vitamin B1 im Blut, das in Ihrem
Zuckerstoffwechsel dringend gebraucht wird. Das Mischbrot enthält gerade soviel
Vitamin B1, daß die Menge der in diesem Brot enthaltenen Kohlenhydrate (Stärke
und Zucker) mit seiner Hilfe verarbeitet werden kann.
Ihr Vitamin-B1-Mangel wirkt sich außerdem
unmittelbar auf Ihre Nervenzellen aus. Er macht Sie wahrscheinlich nervös,
leicht ermüdbar, konzentrationsschwach und womöglich leicht erregbar und
unverträglich.
Vitamin-B1-Quellen sind neben
Vollkornprodukten Weizenkeime, Nüsse einschließlich süßen Mandeln, Leinsamen,
Hefe und Hefeerzeugnisse sowie in geringeren Anteilen auch Obst und Gemüse.
Vollkornbrot und Vollkornprodukte, wie z.B. Haferflocken, versorgen Sie nicht
nur mit Vitamin B1. Sie liefern ihnen auch Kalzium, das ebenfalls unter anderem
für die normale Funktion des Nervensystems notwendig ist. Kalzium ist nicht nur
in der Milch und im Quark und Käse sondern auch in Vollkornerzeugnissen, in
Haselnüssen, Apfelsinen und im Gemüse enthalten. Das Vollkornbrot enthält auch
Eiweiß und nicht zuletzt Ballaststoffe in Form von Zellulose, welche die
Darmbewegungen anregt. Außerdem sättigt es mehr, hält länger vor und dient auf
diese Weise auch der schlanken Linie. Sollten Sie wegen eines chronischen Magen-,
Leber- oder Gallenblasenleidens kein Vollkornbrot vertragen, können Sie altbackenes
Grahambrot, also Weizenschrotbrot versuchen.
Bewegen Sie sich genug während der Arbeit
oder in der Freizeit? Wenn nicht, haben Sie jetzt die Chance, drei Fliegen mit
einer Klappe zu schlagen: Nicht zu rauchen, sich gesund zu ernähren und sich
mehr zu bewegen. Jede Art Körperbewegung unterstützt Ihre Bemühungen, im Rahmen
eines Gesamtprogramms von der Zigarette loszukommen, und hilft darüber hinaus,
das Körpergewicht einigermaßen konstant zu halten.
Was halten Sie von leichter Gymnastik
morgens und abends und vielleicht auch in Arbeitspausen? Wie wäre es mit einem
flotten Spaziergang jeden Tag in Richtung Arbeitsstätte und zurück oder nach
getaner Arbeit ein Stück weiter allein oder mit Begleitung? Rascheres Gehen ist
noch wirksamer, ebenso Jogging, Walking, Laufen; Wandern. Jede Sportart, kommt
für Sie in Betracht, die Ihnen nach Überwindung der Anfangsschwierigkeiten und
des toten Punktes wirklich Spaß macht und die Sie nach Beratung mit Ihrem Arzt
nicht zu stark belastet. Das Gehtraining beispielsweise vermag auch, Ihre
psychische Spannungen zu lösen sowie Ihre Ängste, Ihren Ärger und Ihre
Aggressionen zu verringern, weshalb Sie so manches Mal entgegen ihren vernünftigen
Vorsätzen zur Zigarette gegriffen haben. Es ginge manches besser, wenn man mehr
ginge. Der Weg zur Gesundheit ist ein Fußweg.
Auch einfache Atemübungen beruhigen und
entspannen. Manche(r) Entwöhnungswillige sieht in ihnen einen gewissen Ersatz
für die tiefen Lungenzüge aus der Zigarette.
Vielleicht probieren Sie es einmal aus,
wenn bei Ihrer Arbeit das Verlangen nach dem Rauchen eintritt, weil Ihr
Blutdruck abgesunken ist. Ob Sie einfach ein paar mal hintereinander tief
durchatmen? Atemübungen allein sind schon zu Raucherentwöhnungskuren angewandt
worden. So beobachtete ein englischer Atemtherapeut, daß die Raucher(innen)
unter seinen Patienten nach erfolgreicher Atemtherapie entweder wesentlich
weniger rauchten oder es ganz gelassen hatten, obwohl sie sich nicht deswegen
zu ihm in Behandlung begeben hatten. Sie können sich von einem auf diesem
Gebiet erfahrenen Arzt, einer Atemtherapeutin oder einem Gesangslehrer helfen
lassen. Wenn aber Ihre Nase nicht luftdurchgängig sein sollte, wird Ihnen ein
Hals-Nasen-Ohren-Arzt helfen können.
Nicht nur Sport und körperliche Arbeit,
jede Art Beschäftigung kann Sie bei Ihrer Entwöhnungskur unterstützen, ganz
besonders eine schöpferische Tätigkeit in der Freizeit, wie Zeichnen, Malen,
Basteln, Handarbeiten, Singen, Musizieren. Vielleicht führen Sie ein Raucher-
und Entwöhnungstagebuch, schreiben Prosa oder Gedichte. Jeder ist ein Dichter!
Versuchen Sie's doch mal!
Einer unserer ersten Entwöhnungspatienten
in Berlin, der seit 1963 keinen Tabak mehr anrührt, hatte sich ein
Flugzeugmodell gebastelt. Tagelang hatten seine Finger damit in seiner Freizeit
zu tun. Das hat ihm sehr geholfen. Eine Lehrerin hat so viel geschneidert, daß
ihr Kleiderschrank, wie sie sagte, nicht mehr zu ging.
Ob Sie Ihren Blutdruck mit Koffein
erhöhen, ist fraglich. Vielleicht besteht bei Ihnen auch zwischen Kaffee und
Zigarette eine Koppelung. Rauchen Sie dagegen zum Tee nicht, der ebenfalls das
kreislaufanregende Koffein enthält? Wenn Sie nicht mehr rauchen, kommen Sie
wahrscheinlich mit kleineren Dosen Koffein aus, weil es bei
Nicht(mehr)raucher(inne)n langsamer abgebaut wird. Macht Koffein Sie nervös?
Dann greifen Sie schneller zur Zigarette.
Und wie wäre es mit einem Gläschen
Alkohol? Sie sollten ihn nie zur Berauschung trinken. Bei jedem Vollrausch
gehen Tausende Ihrer unwiederbringlichen Nervenzellen der grauen Substanz der
Großhirnrinde zugrunde. Alkohol verleitet Sie leicht zum Rauchen und bricht
sehr wahrscheinlich Ihre guten Vorsätze. Deshalb sollten Sie alkoholische
Getränke einschließlich Bier während der Entwöhnungskur nur mit Vorsicht, am
besten gar nicht, trinken. Auch in fröhlicher Runde sollten Sie es sich gut
überlegen, ob Sie es wagen, ein einziges Glas mitzutrinken. Wenn auch mancher
willensstarke sich vom Tabak Entwöhnende in einer Zechrunde trotz Mittrinkens
tapfer geblieben ist und nicht geraucht hat, so müssen wir Sie auf Grund
unserer Erfahrungen doch dringend vor einem solchen Experiment warnen. Die
meisten uns bekannten Rückfälle sind aus „Jux“ unter leichter Alkoholwirkung
geschehen. Bemerkenswert ist, daß die Gefahr des Rückfalls nach amerikanischen
Erfahrungen nach zwei Glas Alkohol wesentlich größer ist als nach einem einzigen
Glas.
Wenn Sie unausgeschlafen und nervös sind,
greifen Sie eher zu Kaffee, Tabak und Alkohol. Entspannung und ausreichender
Schlaf erleichtern Ihre Tabakentwöhnung. Es wäre ganz gut, wenn sie ein paar
Wochen lang nicht viel fernsehen. Entspannungsübungen wie die konzentrative
Selbstentspannung durch das autogene Training nach I. H. Schulz würden Ihnen
auch gut tun.
Kakao und Schokolade begünstigen die
Verstopfung. Süßwaren schaden Ihre Zähnen und machen Sie durch Erzeugung eines
Mangels an Vitamin B1 nervös und konzentrationsschwach.
Vielleicht nützt es Ihnen auch etwas, wenn
Sie viel Wasser trinken, z.B. sechs bis acht Glas täglich zwischen den
Mahlzeiten, damit der Magensaft nicht unnötig verdünnt wird. Kaltes Wasser erfrischt,
wirkt einer Blutdrucksenkung ein wenig entgegen und regt die Harnproduktion zur
Ausscheidung der Tabakgifte an. Eine erfrischende, günstige Wirkung auf Ihren
Kreislauf hat kaltes Wasser erst recht äußerlich, z.B. in Form von Kneipp'schen
Anwendungen als Teilgüsse und Waschungen, wenn Ihr Körper gut durchwärmt ist. Duschen
sowie trockenes Bürsten der Haut herzwärts mit einer nicht zu harten Badebürste
verhindern, daß Ihr Blutdruck absinkt und dadurch ein Rauchverlangen entsteht.
Der eine trinkt ein Glas Wasser, der andere gießt es sich übers Gesicht. Das
nennt sich Gesichtsflachguß.
Wie wäre es andererseits abends mit einem
entspannenden und schlaffördernden warmen, in der Temperatur ansteigenden
Fußbad? Auch morgens und abends ein Luftbad bei der Gymnastik wird Ihnen
vielleicht Spaß machen.
Ein Tascheninhalator mit ätherischen Ölen
könnte Ihnen einen kultivierten Ersatz für das Nikotininhalieren bieten oder
eine in ihrer Apotheke erhältliche Zigarettenattrappe, z.B. die „Jostro Super“
mit erfrischendem Geschmack. Tabakfreie französische „NTB“- Zigaretten aus der
Apotheke ermöglichen es Ihnen, bei starkem Rauchverlangen den Reflexvorgang des
Rauchens ohne Nikotinzufuhr ablaufen zu lassen. Falls Sie an chronischer
Bronchitis leiden wie 44 % unserer Entwöhnungswilligen, gewähren Ihnen
tabakfreie Asthmazigaretten aus der Apotheke das erstrebte Kratzen des Rauches
in den Bronchien. Die darin enthaltenen Wirkstoffe erweitern die Bronchien und
geben somit Luft.
Falls Sie den Duft des Tabaks geliebt
haben, können Sie sich durch Duftstoffe anderer Art Ersatz schaffen. Auch das
Einatmen würziger Waldesluft hilft. Vielen Düften gegenüber, die Sie als Raucher(in)
nicht mehr zu kennen glaubten, sind Sie jetzt aufgeschlossen und entbehren bald
gern den zweifelhaften Duft des Tabakrauchs.
Eine Klimaveränderung könnte auch Ihre
Entwöhnungskur unterstützen, ebenso eine Mineralwassertrinkkur aus einer
Heilquelle oder aus der Flasche. Vielleicht tut Ihnen auch eine Geräuschkulisse
in Form Ihrer Lieblingsmusik wohl.
Würde es Ihr Durchhalten unterstützen,
wenn Sie das durch Nichtrauchen ersparte Geld täglich zurücklegen und dann die
Summe monatlich auf ein Konto einzahlen? Sie können auch versuchen, die
destruktive (zerstörende) Tabaksucht in konstruktive (aufbauende) Sammelsucht
umzuwandeln, wie es z.B. das Sammeln von Briefmarken ist. Ob Ihnen dann jede
Mark leid tut, die Sie noch verrauchen anstatt Sie der Vervollständigung Ihrer
Sammlung zukommen zu lassen. Die Sparbüchse und das Sparkonto können eine
„Geldsammelsucht“ entfachen. Von dem Ersparten können Sie sich dann bald
manchen Wunsch zusätzlich erfüllen.
Wollen Sie nicht die Gaben, die Ihnen die
Schöpfung gegeben hat, zur Befreiung von der Abhängigkeit einsetzen?
Sie könnten auch eine persönliche Beziehung
zum Schöpfer aufbauen oder verstärken, um Kraft für die Gesundung zu gewinnen.
Mit gefalteten Händen kann man nicht rauchen.
Haben Sie sich damit abgefunden, daß Sie
keine Macht über das Nikotin haben und daß Sie Ihr Leben eigentlich nicht mehr
im Griff haben?
Glauben Sie daran, daß eine Macht, die
größer ist als wir, Sie wieder gesunden lassen kann?
Haben Sie sich entschlossen, Ihren Willen
und Ihr Leben der Sorge Gottes, wie Sie Ihn verstehen, zu übergeben?
Wollen Sie durch Gebet und Meditation Ihren
bewußten Kontakt mit Gott, wie Sie Ihn verstehen, zu vertiefen suchen, indem
Sie lediglich darum beten, daß Sein Wille an Ihnen geschehe und daß Er Ihnen
die Kraft geben möge, Seinen Willen auszuführen?
Sie könnten ein geistliches Erwachen
erleben und versuchen, anderen Nikotinabhängigen diese Botschaft zu
überbringen. Vielleicht schließen Sie sich den Anonymen Rauchern an, die den
Anonymen Alkoholikern vergleichbar arbeiten.
Sie können sich auch einer
Entwöhnungsgruppe einer Kirche anschließen. Kleinere Kirchen und Gemeinschaften
sind eher bereit, Nikotinabhängigen aus der Abhängigkeit zu helfen, z.B. die
Siebenten-Tags-Adventisten-Kirche, die seit Jahrzehnten in allen fünf Erdteilen
den Fünftageplan „In fünf Tagen frei vom Rauchen“ durchführt, der zum „Atme-(dich)-frei-Plan
zum Aufgeben des Rauchens“ weiterentwickelt wurde.
Diese Kirche unterhält zahlreiche Kliniken
und Gesundheitsinstitute, in denen unter dem Namen „New Start“ (Neubeginn) eine
Neuregelung der gesamten Lebensweise entwickelt wurde. Die acht Buchstaben des
Namens kennzeichnen die acht Bestandteile des Gesundheitsprogramms im
Englischen: Nutrition, Exercise, Water, Sunshine, Temperance, Air, Rest, Trust
in God. Zu deutsch: Ernährung, Bewegung, Wasser, Sonnenschein, Mäßigkeit, Luft,
Ruhe, Gottvertrauen.
Sie können das Nikotin in Ihrem Körper
durch einen anderen pflanzlichen Wirkstoff substituieren (ersetzen), der sehr
ähnlich wie Nikotin wirkt, aber nicht zur Sucht führt und dessen Giftigkeit
geringer als die des Nikotins ist: Cytisin, ein Pflanzenalkaloid aus Cytisus
Laburnum (Goldregen) gewonnen, das in den bulgarischen TABEX-Tabletten von Pharmachim,
Sofia, enthalten ist, die in Deutschland von medpharm, Rüdersdorf bei Berlin,
vertrieben werden.
Eine Kur mit TABEX-Tabletten setzt bei
Ihnen den festen Vorsatz voraus, das Rauchen aufzugeben. Auf Grund unserer
Erfahrungen empfehlen wir Ihnen, bei Beginn der Tablettenkur das Rauchen
schlagartig einzustellen. Nehmen Sie dieses Arzneimittel mehrere Tage lang bei
täglichem Rauchen ein, so läßt die gewünschte Wirkung durch Gewöhnung nach.
Dieser Stoff ersetzt eine Zeitlang
weitgehend das Nikotin in Ihrem Körper. Ihr Drang zu rauchen läßt nach oder
hört völlig auf. Vielleicht ist Ihnen zumute, als ob Sie geraucht hätten,
vielleicht schmeckt Ihnen eine etwa doch gerauchte Zigarette nicht.
Sobald Sie keinerlei Rauchversuche mehr
unternehmen und sich ohne Tabak wohlfühlen, können Sie die Dosis allmählich
verringern. Wenn kein stärkeres Rauchverlangen wieder auftritt, setzen Sie die
Dosis weiter herab und beenden schließlich die Einnahme ganz. Den Rest des
Medikaments heben Sie sich gut auf und tragen ihn ständig bei sich, damit Sie
in kritischen Stunden bei etwa wiederkehrendem Rauchverlangen, das zuweilen in
der zweiten oder dritten Woche oder auch später wieder auftreten kann, sofort
ein Gegenmittel zur Hand haben.
Wir durften die cytisinhaltigen
TABEX-Tabletten gemeinsam mit Dr. Jörg Franze, Potsdam, Prof. Dr. Siegfried
Benndorf, Medizinische Akademie Magdeburg, und Prof. Dr. Ferdinand Schmidt,
Potsdam-Rehbrücke, später Universität Heidelberg, Klinikum Mannheim, erproben
und damit Erfahrungen sammeln. Nach unserem Überblick sind sie in Wirksamkeit
und Verträglichkeit von keinem anderen Raucherentwöhnungspräparat überboten
worden.
Prof.Lickint schrieb 1955 über das
Cytisin: „Hier hat einmal der bekannte deutsche Pharmakologe Fühner
vorgeschlagen, den Goldregen (Cytisus Laburnum) oder den Stechginster (Ulex
europaeus) als Ersatzmittel zu rauchen, da das darin enthaltene Cytisin bzw. Ulexin
einen nikotinähnlichen Effekt entfaltet, aber offenbar ohne zur Sucht zu
verleiten...“
Der bulgarische Apotheker Straschimir
Ingilisow hat später aus dem Goldregen das Präparat TABEX entwickelt. Eine
Tablette enthält 1,5 mg des nikotinähnlich wirkenden Alkaloids Cytisin. Es regt
die Atmung an, steigert die Adrenalinausschüttung aus dem Nebennierenmark und
damit den Blutdruck. Bei hohem Blutdruck, Arteriosklerose oder Leberschaden
sollte die Behandlung bei verminderter Dosierung unter ärztlicher Aufsicht
durchgeführt werden. Bei Sättigung des Organismus mit Cytisin empfindet der
Raucher keinen Nikotinmangel.
Wir haben im Rahmen unserer
Gesprächsgruppentherapie mit TABEX-Tabletten die besten Erfahrungen gemacht.
Patient(inn)en, die glaubten, auf eine medikamentöse
Unterstützung nicht verzichten zu können, bekamen von uns frühestens bei der
zweiten Beratung TABEX verordnet.
Im Regelfall wurde ihnen ein
Behandlungsschema übergeben mit dem dringenden Rat, das Rauchen sofort mit
Beginn der Tablettenkur gänzlich zu unterlassen.
Wir empfehlen, wenn kein starkes Verlangen
nach Tabak mehr eintritt, das Präparat seltener und schließlich nur noch
gelegentlich zu nehmen. Die Mehrzahl der Patient(inn)en verzichtete auf das
Rauchen, ohne das ganze Behandlungsschema durchzuführen.
Auch hinsichtlich etwaiger Nebenwirkungen
befragten wir unsere Patient(inn)en. Nur insgesamt 17 % gaben leichte Störungen
an. Dabei bleibt die Frage offen, ob es sich um Nikotinentzugserscheinungen,
Nebenwirkungen des Cytisins oder auch um Zufallsbeobachtungen handelt.
Diejenigen Patient(inn)en, welche die Kur
erfolgreich durchführten, klagten wesentlich seltener über Beschwerden, als
diejenigen, die sich nicht entschließen konnten, das Rauchen völlig aufzugeben.
Ernsthaft Entwöhnungswillige haben bei Auftreten irgendwelcher Beschwerden
entweder die Cytisindosis vermindert oder mit TABEX ganz aufgehört, aber das
Rauchen aufgegeben. Weniger fest Entschlossene brachen die Tablettenkur ab und
rauchten weiter. Fälle mit Komplikationen oder Arbeitsunfähigkeit während der
TABEX-Kur haben wir nicht beobachtet.
Einige Patienten haben nach dem Motto
„viel hilft viel“ die Dosis verdoppelt bis verdreifacht, ohne gesundheitliche
Störungen zu beobachten. Von solchen Experimenten raten wir aber entschieden
ab.
Die leichte blutdrucksteigernde Wirkung
des Cytisins kommt Patient(inn)en, die, oft unbewußt, zum Anheben ihres
niedrigen Blutdrucks zur Zigarette greifen, sehr zugute.
Bei Patienten mit hohem Blutdruck haben
wir zweimal wöchentlich den Blutdruck gemessen und keine Erhöhung festgestellt,
da ja die ebenfalls blutdrucksteigernde Wirkung des Nikotins wegfiel.
Prof. Benndorf und seine Mitarbeiter
führten bereits 1967 einen sogenannten doppelten Blindversuch mit TABEX- und
Plazebotabletten durch. Weder Patient(inn)en noch Ärzte wußten, wer die echten
und wer die Leertabletten bekam, die genauso aussahen und schmeckten. Erst nach
dem Feststellen der Ergebnisse wurde an Hand laufender Nummern auf den
Tablettenpackungen ermittelt, wer echte und wer Leertabletten
bekommen hatte. Bei einer solchen
Versuchsanordnung scheidet eine psychologische Beeinflussung durch die
medizinischen Fachkräfte im positiven Sinne bei echten und im negativen Sinne
bei Plazebotabletten vollkommen aus. Bei TABEX gaben 23 % und bei Placebo 20 %
der Patient(inn)en Beschwerden, wie leichte Übelkeit, Unruhe, Erregbarkeit,
Schlaflosigkeit und anderes an, wobei es sich also um die üblichen Entzugserscheinungen
handelte.
In Magdeburg bekamen 157 Raucher(inn)en
TABEX und 157 Raucher(inn)en Placebo.
Vier Wochen nach Beginn der Tablettenkur
rauchten 120 (76 %) der TABEX- Patienten und 48 (31 %) der Placebopatienten
nicht.
Bei uns in Berlin-Friedrichshain bekamen
seinerzeit 230 Teilnehmer(innen) TABEX und bei Prof. Schmidt (damals in
Potsdam-Rehbrücke) 239 Teilnehmer(innen) Placebo.
Von unseren TABEX-Probanden rauchten vier
Wochen nach Beginn der Tablettenkur 85 % nicht, acht Wochen nach Kurbeginn 66 %
nicht, 26 Wochen nach Kurbeginn 46 % nicht, jeweils von denen, die nicht nur
ein einziges Mal anwesend gewesen waren.
Bei den regelmäßigen Teilnehmern, die
einige Wochen zweimal wöchentlich, danach einige Wochen wöchentlich,
anschließend noch ein paar Monate alle zwei Wochen und schließlich monatlich an
den Gruppengesprächen teilgenommen haben, liegen die Dauererfolgsraten dicht
unter 100 %.
Unsere 66% Nichtrauchenden nach acht
Wochen können wir mit Prof. Schmidts nichtrauchenden Placebopatienten nach acht
Wochen vergleichen, von denen zu diesem Zeitpunkt 34 % nicht rauchten.
Prof. Benndorf schreibt dazu: „Der
Unterschied von 76% Kurerfolg nach TABEX im Vergleich zum Placeboeffekt von 31%
ist statistisch signifikant und beweist die spezifische Wirkung des TABEX in
der Raucherentwöhnung.“
Unsere Ergebnisse stimmen also mit denen
der anderen Kollegen weitgehend überein.
Prof. Ferdinand Schmidt veröffentlichte
1974 seine Mannheimer Ergebnisse mit 14 Entwöhnungsmedikamenten an über 5000
Raucher(inn)en im Doppelblindversuch und stellte fest: „Als das beste Präparat
hat sich in unseren Versuchen mit 57% Entwöhnungsvollerfolg das bulgarische
Präparat TABEX erwiesen... Das derzeit beste Einzelpharmakon zur
Raucherentwöhnung ist das Alkaloid Cytisin“.
Die etwas niedrigeren Erfolgsraten in
Magdeburg und Mannheim beruhen darauf, daß dort nur mit Tabletten, aber nicht
mit Gesprächsgruppen gearbeitet wurde.
Auf Grund aller dieser Erfahrungen
einschließlich der Anwendung des TABEX in drei Jahrzehnten an vielen Tausenden
von Raucher(inn)en halten wir das Präparat TABEX auch heute noch für das
gegenwärtig wirksamste medikamentöse Hilfsmittel bei der Tabakentwöhnung, auch
nachdem wir uns mit weiteren medikamentösen wie nichtmedikamentösen
Raucherentwöhnungsverfahren vertraut gemacht haben. Die Dauererfolge mit
Gesprächsgruppentherapie in Kombination mit TABEX- Verordnung sind bei
regelmäßiger Teilnahme der Patient(inn)en an der Nachbetreuung noch besser.
Wenn Sie einige Monate nicht mehr rauchen
und meinen, über den Berg zu sein, tun Sie gut daran, noch ein Jahr lang
monatlich, danach vierteljährlich und später jährlich einmal zur „offenen“ Gruppe
zu kommen.
Zahlreiche Patient(inn)en konnten sich
auch ohne Medikament nur mit Hilfe der Gesprächsgruppentherapie das Rauchen
abgewöhnen. Andererseits ist es einem Großteil der Patienten, die schon
vergebliche Entwöhnungsversuche mit oder ohne Medikamente inter sich hatten,
erst mit Hilfe der Gruppe und des TABEX gelungen, ihre Abhängigkeit vom Tabak
endgültig zu überwinden.
Durch die nikotinbedingte Adrenalinausschüttung
schlägt Ihr Herz rascher. Es verengen sich viele kleine Blutgefäße, Ihr
Blutdruck steigt an. Liegt bei Ihnen ein niedriger Blutdruck vor, fühlen Sie
sich in dieser Zeit wohler. Schon vier bis sechs Minuten nach Beginn des
inhalierenden Rauchens ist der Höhepunkt der Kreislaufwirkung Ihrer Zigarette
erreicht. Später als 25 Minuten nach Beginn des Rauchens ist jedoch keine Kreislaufwirkung
mehr nachweisbar. Sie fühlen sich wieder erschöpft.
Haben Sie als ein(e) Patient(in) mit
niedrigem Blutdruck jahrelang geraucht, sinkt Ihr Blutdruck durch gegenregulatorische
Vorgänge des vegetativen Nervensystems und des Systems der innersekretdorischen
Drüsen in der Regel noch mehr ab. Vielleicht verspüren Sie Herzbeschwerden. Die
Blutdrucksteigerung durch die gleiche
Nikotinmenge wird geringer, und die
Wirkung flaut rascher ab. So müssen Sie sich immer häufiger eine Zigarette
anzünden, und die Abhängigkeit prägt sich mehr und mehr aus. Als Raucher(in)
mit niedrigem Blutdruck halten Sie sich nun für süchtig. Wenn Sie morgens
erwachen, ist Ihr Blutdruck so niedrig, daß Sie meistens nüchtern gierig eine
Zigarette rauchen müssen.
Wenn Sie als ein Mensch mit normalem
Blutdruck zu rauchen beginnen, steigt Ihr Blutdruck an. Sofort setzt die
Gegenregulation der Hormone und des vegetativen Nervensystems ein und senkt
Ihren Blutdruck auf normale Höhe. Haben Sie nun regelmäßig Ihren Blutdruck
durch Nikotinzufuhr gesteigert, wirkt die Gegenregulation auch dann, wenn kein
Nikotin zugeführt wird. Ihr Blutdruck wird von Ihrem Organismus auf ein niedrigeres
Niveau eingestellt, wobei die Steigerung durch das Rauchen mit eingeplant wird.
Deshalb leiden Sie nun unter den Beschwerden niedrigen Blutdrucks.
Aber Sie verspüren jetzt durch das Rauchen
eine rasch einsetzende Besserung Ihres augenblicklichen Befindens und stellen
auf diese Weise vorübergehend einen normalen Zustand wieder her. Auch in diesem
Fall halten Sie sich nun für süchtig.
Wenn Sie als ein Mensch mit normalem
Blutdruck zu rauchen beginnen und Ihr Blutdruck ansteigt, könnte es geschehen,
daß die Gegenregulation ausbleibt, falls Sie familiär zu hohem Blutdruck
veranlagt sind. So können Sie sich einen hohen Blutdruck anrauchen. Außerdem
ist das Kohlenmonoxid im Tabakrauch noch arteriosklerosefördernd. Geben Sie
dann das Rauchen plötzlich auf und bleiben konsequent, bessert sich bald Ihr
Blutdruck und mit ihm Ihr Befinden. Als Raucher(in) mit niedrigem Blutdruck
haben Sie jedoch Schwierigkeiten beim Aufgeben des Rauchens. Auch für Ihre
Gesundung gilt: Konsequent mit dem Rauchen Schluß machen! Selbst die kleinste
Nikotindosis bringt Ihre vegetativen und hormonellen Regulationen aufs neue
durcheinander und zieht die Entzugserscheinungen unnötig in die Länge.
Nach einigen Wochen ohne Zigarette bessert
sich Ihr zu niedriger Blutdruck, sobald die Umstellung auf normale
Blutdruckregulation beendet ist. Bis aber dieser erstrebenswerte Zustand
erreicht ist, können Sie etwas zur Stützung Ihres Kreislaufs tun. Hautreize in
Form von kaltem Wasser, Waschungen, Güssen, Duschen oder trockenen
Hautbürstungen erhöhen Ihren niedrigen Blutdruck. Gymnastische und Atemübungen
helfen Ihnen auch.
Auf alle Fälle tut Ihnen ausreichender
Schlaf gut. Um fit zu sein, lohnt es sich, daß Sie eine Viertelstunde früher
aufstehen und durch entsprechende Maßnahmen Ihren Kreislauf anregen.
Nach einem geruhsamen, vollwertigen
Frühstück, z.B. bestehend aus Obst, Haferflockenmüsli mit zerdrückter Banane
und einigen süßen Mandeln, vielleicht auch Vollkornbrot, könnten Sie doch einen
Teil Ihres Weges zur Arbeit zu Fuß zurücklegen, ohne zu hetzen.
Frische Luft und angenehme Kühle im
Arbeitsraum erleichtern Ihren Kreislauforganen ihre Arbeit, besonders wenn Sie
sich nicht zu warm kleiden, weil das Ihren Blutdruck senken könnte, wenn Sie
dazu neigen.
Bei sitzender Tätigkeit hilft Ihnen jede
Art Bewegung zwischendurch, im Sitzen, Stehen oder Gehen ausgeführt: Ein paar
gymnastische Übungen, ein paar Stufen steigen, einen Weg einschalten, z.B. um
das Fenster zu öffnen, und um es demnächst wieder zu schließen und bald erneut
zu öffnen, ein paar Mal recht tief durchatmen, ein Glas Wasser holen, immer mal
einen Schluck nehmen.
Vielleicht können Sie Ihr zweites
Frühstück besser auf einem kurzen Spaziergang verzehren als wiederum
stillsitzend in einem warmen, schlecht gelüfteten und obendrein noch
verrauchten Frühstücksraum oder am Arbeitsplatz.
Damit nicht nach dem Essen Ihr Blutdruck
sinkt und Sie müde werden, können Sie mit leichter vegetarischer Kost
vorbeugen, denn ein voller Bauch studiert nicht gern.
Koffein ist ein umstrittenes Hilfsmittel
bei der Raucherentwöhnung, um den Blutdruck anzuheben. Gegebenenfalls wird
Ihnen Ihr Arzt ein Medikament gegen Blutdruckerniedrigung verordnen, das Sie
dann voraussichtlich nicht mehr lange benötigen werden, wenn sich Ihr Kreislauf
erholt hat.
Auch TABEX verhütet das Absinken Ihres
Blutdrucks.
Mit jedem Tag, an dem Sie konsequent
geblieben sind, erholt sich Ihr Organismus von den Tabakgiften. Sie merken es
bald am Nachlassen verschiedener Beschwerden, z.B. des morgendlichen Hustens.
Sie bekommen besser Luft. Nach wenigen Wochen hat sich Ihr Blutdruck
normalisiert. Und der Gedanke an die Zigarette verblaßt mehr und mehr.
Das Nikotin bewirkt, daß Ihre Nebenniere
das starke Hormon Adrenalin ins Blut abgibt, das, wie Sie schon wissen, Ihren
Blutdruck erhöht. Das Adrenalin verwandelt aber auch Ihre in Leber und
Skelettmuskeln gespeicherten Reserven an Glykogen (tierische Stärke) in Glukose
(Traubenzucker = Blutzucker). Ihr Blutzucker steigt an. Das gibt Ihnen ein
Gefühl neuer Energie. Darauf beruht ein großer Teil Ihrer Befriedigung durch
das Rauchen. Diese Art der Anregung kann jedoch gefährlich werden. Sie
verursacht eine ernsthafte Verminderung der Energiereserven Ihres Körpers an
Glykogen und führt auf die Dauer zu niedrigem Blutzucker, chronischer
Erschöpfung und zu einer ständigen Gier nach Anregung. Wenn Sie chronisch
erschöpft sind, haben Sie meist niedrigen Blutzucker. Dadurch wird die
Tätigkeit Ihres Gehirns beeinträchtigt. Sie werden aufgepeitscht und sind rasch
erschöpft. Als immer stärkere(r) Raucher(in) gieren Sie immer mehr nach
Anregung durch die Zigarette.
Was wir über den Blutdruck ausführten,
gilt im wesentlichen auch für den Blutzucker. Bei Blutzuckersenkungen können
Sie Beschwerden, wie Schwächegefühl, Schweißausbruch, Unruhe, Herzklopfen,
Angstgefühl, Zittern, Heißhunger, Gemütsverstimmung oder Launenhaftigkeit
bekommen.
Da Blutdrucksenkungen oft mit
Blutzuckersenkungen einhergehen, können bei Ihnen noch Beschwerden durch Ihren
niedrigen Blutdruck, wie Müdigkeit, Mattigkeit, Konzentrationsschwäche
hinzukommen und die vorhandenen Beschwerden verstärken.
Alle diese Symptome erscheinen Ihnen in
den ersten Tagen des Nichtmehrrauchens als Entzugserscheinungen durch das
Fehlen des Nikotins. Blutdruck- und Blutzuckerspiegelsenkung empfinden Sie als
„Hunger“ nach Nikotin.
Was können Sie nun tun, um das Absinken
Ihres Blutzuckerspiegels zu verhüten?
Sie haben in den ersten Wochen ständig
etwas fettarme Nahrung bei sich, die naturbelassenen Zucker enthält: Etwas
frisches Obst, gewaschen und verzehrbereit, ersatzweise Trockenobst, wie
Backpflaumen, Aprikosen, Feigen, Datteln, Rosinen, oder
Fruchtkonzentratschnitten. Nüsse, Mandeln, Erdnüsse, Studentenfutter, Vollkornkeks
sind allerdings kalorienreicher.
In einer Sitzung kann Sie notfalls eine
Traubenzuckertablette, ein Stück Zucker oder ein gesüßtes Getränk vor einem
Rückfall aus Heißhunger bewahren. Süßwaren meiden Sie ansonsten besser während
Ihrer Entwöhnungskur.
Stellen Sie das Rauchen ein, sinkt Ihr
Blutzucker, und Sie haben häufig Hunger. Sie brauchen aber keine
Gewichtszunahme zu befürchten. Sie genießen zu Beginn jeder einzelnen Mahlzeit
reichlich Frischkost, also rohes Obst oder Rohgemüse, und halten sich an
Vollkornprodukte. Zuckerhaltige Getränke, wie Limonaden meiden Sie besser in
dieser Zeit, ebenso die beliebten Snacks zwischen den Mahlzeiten. In fast allen
Lebenslagen ist immer wieder Obst und rohes Gemüse zu empfehlen. Nach einigen
Wochen, wenn Ihr Körper sich umgestellt hat, pflegt die „Freßsucht“ meist
plötzlich und unerwartet aufzuhören. Manche Ehefrau sagt dann verwundert zu
ihrem Mann: „Du bist wohl krank, du ißt doch gar nichts?“
Warum nehmen viele entwöhnte
Raucher(innen) an Gewicht zu?
Das Nikotin setzt Ihren Appetit herab,
besonders den Appetit auf Süßigkeiten. Es verzögert die Entleerung Ihres Magens
und erhöht somit den Sättigungswert Ihrer Mahlzeiten. Eine zeitlang überwiegt
das Hormon Insulin in Ihrem Zuckerstoffwechsel, bis die Regulation wieder
ausgeglichen ist. Deshalb steigt Ihr Appetit, da Ihr Blutzuckerspiegel sinkt.
Sie essen auch deshalb mit mehr Appetit,
weil Ihnen das Essen nun besser schmeckt, da Geschmacks- und Geruchsempfindung
sich verfeinert haben.
Sie knabbern in der ersten Zeit vielleicht
gern etwas als Ersatz für das Rauchen, denn Hand und Mund wollen beschäftigt
sein, wenn die Zigarette wegfällt.
Rauchten Sie täglich zwanzig Zigaretten,
bewirkte das bereits beim Stillsitzen eine Mehrbelastung Ihres Herzens, die
achtstündigem pausenlosem Radfahren gegen leichten Wind entsprach. Da diese
Mehrbelastung jetzt fortfällt, wird bei gleicher Nahrungszufuhr Energie
eingespart und als Fettreserve gespeichert.
Worin besteht
nun das Geheimnis der schlanken Linie? Was können Sie tun, um nicht dick zu
werden? Die bisher gegebenen Empfehlungen dienen großenteils auch der Verhütung
übermäßiger Kalorienzufuhr. Darüber hinaus würde es sich in mehrfacher Hinsicht
lohnen, wenn Sie Ihre Lebensweise insgesamt wenigstens für einen begrenzten
Zeitabschnitt umstellen würden. Was halten Sie von folgenden auf reichen
Erfahrungen beruhenden Vorschlägen?
Sie beginnen konsequent jede einzelne
Mahlzeit mit Frischkost, d.h. mit rohem Obst oder rohem Gemüse und langen dabei
tüchtig zu. Rohes Gemüse ist in der Regel noch kalorienärmer als rohes Obst.
Essen Sie die Frischkost zuerst, bleibt im Magen nicht mehr viel Platz für
kalorienreiche Kost.
Um den Appetit zu zügeln, können Sie auch
eine halbe Stunde vor jeder Mahlzeit einen Apfel oder andere Frischkost essen
oder ein Glas Mineralwasser (sechs bis acht Glas am Tag) trinken.
Sie bevorzugen Vollkornbrot und -brötchen,
Vollkorngebäck und -nudeln und andere Vollkornprodukte, wie Haferflocken, weil
diese Kost besser sättigt und länger im Magen verweilt.
Sie schränken den Verbrauch
kalorienreicher Nahrung ein, wie Fett, Öl, (nicht ausgesprochen mageres)
Fleisch, Wurst, Fettfisch, Fettkäse, Sahnequark, Vollmilch, Sahne, sowie
Zucker, Süßwaren, zuckerhaltige Getränke. Ideal wäre für die ersten Wochen ohne
Zigarette die strikt vegetarische vegan(isch)e Kost ohne Fett und Öl, ohne
Industriezucker und mit nur einer Handvoll Nüsse je Tag. Sie besteht aus Obst,
Gemüse, Getreide, Hülsenfrüchten, Nüssen, Ölsaaten und Trinkwasser.
Sie verwenden ganz wenig Salz, denn es
regt Ihren Appetit an. Ein paar Tage gänzlich ohne Salzzusatz zur Nahrung
beweisen das, wenn auch keinerlei Lebensmittel mit Salzzusatz verwendet werden,
wie Brot, Brötchen, Wurst, sonstige Backwaren sowie salzhaltige Konserven und
Fertiggerichte.
Sie essen sich morgens satt, speisen
mittags mäßig und ohne Nachtisch, essen abends hauptsächlich Obst, und nichts
zwischen durch außer in den ersten Wochen nach der Entwöhnung kalorienarmes
Obst und Rohgemüse.
Eine Umstellung Ihrer Ernährung schon ein
paar Tage oder Wochen vor der Tabakentwöhnung wäre eine gute Vorbereitung. Ihr
Körper stellt sich rasch um und mit ihm die Psyche, nach unseren Erfahrungen
schon nach wenigen Tagen.
Sie genießen geruhsam und kauen lange.
(Wir beobachteten, daß Übergewichtige in der Regel schnell essen). Sie stehen
vor der endgültigen Sättigung auf, die sich anschließend von selbst einstellt.
Sie verwenden keine Industriepräparate,
Medikamente als Appetitzügler, Abführmittel, Entfettungspillen oder
Schlankheitsgürtel. Sie probieren auch keine einseitigen Diäten aus, wie die
Zitronenkur, die Eierkur, die eiweißreiche Hollywoodkur oder die fettreiche
Punktediät.
Sie führen keine zeitlich begrenzten
Abspeckungskuren und keine Fastenkuren durch, da sich Ihr Stoffwechsel dabei
auf Sparschaltung umstellt und es anschließend sogar bei maßvoller Ernährung
zur Gewichtszunahme kommt. Ihre wohlausgewogene, ungefähr gleichbleibende
Ernährung, die diese Ratschläge auf Dauer berücksichtigt, ist auf Dauer
erfolgreich.
Essen Sie bei Stress, also bei psychischen
Belastungen, übermäßig, sollten Sie wissen, daß schon das Kauen Spannungen
abbaut. Es genügt dann für Sie vollkommen, auf irgendetwas Kalorienarmem oder
Kalorienfreien herumzukauen.
Haben Sie einen ausgeprägten
Geschmackssinn, verlangen Sie nach würzigen Speisen. Sie brauchen eine Kost mit
ausgeprägtem, abwechslungsreichen Geschmack und Geruch und wechselnder
Festigkeit. Sonst essen Sie weiter, weil Sie unbefriedigt sind.
Sprechen Sie auf Anblick, Geruch und
Vorstellung von Speisen stark an, dann steigt dadurch Ihr Insulinblutspiegel
und macht Sie hungrig. Am besten lenken Sie sich einfach irgendwie ab, bis die
Art Anfall vorbei ist.
Ruft bei Ihnen ein Mangel an Kohlehydraten
Gereiztheit, Unruhe, Einschlafstörungen und Konzentrationsschwierigkeiten hervor,
nehmen Sie bei Heißhunger ein- bis zweimal täglich stärke- oder zuckerhaltige
Speisen zu sich. In der Regel genügt dann sogar eine kleine Menge Süßes. Sie
befriedigen jedes Verlangen nach Süßigkeiten, wenn Sie kleine Stücke Obst
essen.
Bewegen Sie sich täglich 30 Minuten
maßvoll, hilft Ihnen das besser, den Appetit zu bremsen und das Gewicht zu
halten, als wenn Sie einmal in der Woche extrem anstrengend trainieren.
Tägliche Gymnastik und flotte Spaziergänge wirken sich auf Ihr Körpergewicht
günstiger aus als schnelles Laufen und rasches Radfahren.
Sie trainieren besser jeden Tag mäßig als
seltener übermäßig. Bei nicht täglicher starker körperlicher Belastung kommt es
zu einem zeitweilig hohen Kalorienverbrauch, der anschließend den Appetit so in
die Höhe schnellen läßt, daß Sie sich umgehend die verbrauchten Kalorien wieder
„anfuttern“.
Wenn Sie Ihre Nikotinzufuhr unterbrechen
und dadurch Blutdruck und Blutzuckerspiegel absinken, bekommen Sie
wahrscheinlich entsprechende Beschwerden, die Sie als körperliche
Entzugserscheinungen empfinden werden. Da Ihre Beschwerden durch erneute
Nikotinzufuhr schwinden, bekommen Sie den Eindruck, daß Sie körperlich
giftabhängig sind. Wenn Sie keine derartigen Beschwerden bekommen, steht es
fest, daß Sie nicht körperlich abhängig sind.
Senken Sie Ihre Nikotinzufuhr weit unter
das gewohnte Maß, kommt es bei Ihnen zu den gleichen Entzugserscheinungen, die
niemals enden würden, wenn es für immer bei der unzureichenden Nikotinzufuhr
bliebe, d.h. wenn Sie es fertig bringen würden, das durchzuhalten. Jedoch bei
schlagartigem völligen Nikotinentzug bessern sich Ihre Beschwerden bereits nach
wenigen Tagen und schwinden mit fortschreitender Umstellung Ihres Organismus
binnen weniger Wochen. Kleinste Mengen dennoch wieder zugeführten Nikotins, ein
paar Lungenzüge aus einer Zigarette, stören den Umstellungsprozess in Ihrem
Organismus und bereiten eine Rückumstellung auf regelmäßige Nikotinzufuhr vor,
also den Rückfall in die Rauchgewohnheit.
Diese sind die nötigen Grundkenntnisse für
Ihre Raucherentwöhnung, wenn Sie körperlich abhängig sind.
Sinken aber bei Unterbrechung der
Nikotinzufuhr Ihr Blutdruck und Ihr Blutzuckerspiegel nicht wesentlich ab,
bekommen Sie durch den Entzug keinerlei körperliche Beschwerden. Also liegt
dann bei Ihnen keine körperliche Abhängigkeit vor.
Der Gewohnheitsraucher ist wie der
Gewohnheitstrinker, der Alkoholkonsument, nicht körperlich abhängig. Sind Sie
vom Tabak nicht körperlich abhängig, können Sie problemlos z.B. eine Woche lang
nicht rauchen. Wieso fangen Sie aber dann nach einer oder einigen Wochen
trotzdem wieder an zu rauchen? Weil Sie psychisch anhängig sind. Dann benutzen
Sie das Nikotin zum Ausgleich seelischer Gleichgewichtsstörungen. Finden Sie zu
diesem Zweck aber natürliche Maßnahmen und wenden sie an, dann kommen auch Sie
vom Nikotin frei.
Diese sind die nötigen Grundkenntnisse für
Ihre Raucherentwöhnung, wenn sie psychisch abhängig sind.
Sollte Ihnen in den ersten Tagen der
Verzicht auf das Rauchen schwer fallen und es nach anfänglicher Besserung der
Beschwerden erneut zu Schwierigkeiten kommen, könnten Sie körperlich und
psychisch abhängig sein. Dann helfen Ihnen die Maßnahmen zur Verhütung des
starken Absinkens des Blutdrucks und des Blutzuckerspiegels einerseits, und
etwas später natürliche Hilfen zum Ausgleich seelischer Gleichgewichtsstörungen.
Beide Arten abhängiger Raucher(innen) und
auch die dritte Art finden in Gesprächen mit Entwöhnungswilligen und bereits
Entwöhnten ihre Mittel und Wege, um vom Nikotin auf Dauer wegzukommen. Sie tun
am besten daran, sich einer Gruppe Gleichgesinnter anzuschließen, zu denen Sie
den Kontakt über Monate und Jahre wenigstens telefonisch aufrecht erhalten.
Dies dient der Verhütung des Rückfalls am besten. Die gesundheitlichen Besserungen
werden im Erfahrungsaustausch mit den anderen bewußter erlebt und helfen
stärker durchzuhalten.
Wollen Sie es mit Selbstbeeinflussung mit
formelhafter Vorsatzbildung versuchen?
Allgemein kann man feststellen, daß die
Formel „Ich darf nicht mehr rauchen“ kein Erfolgserlebnis aufkommen läßt. „Ich
will nicht mehr rauchen“ ist schon besser. Die wirksamste Formulierung dürfte
auf der Grundlage der Gleichgültigkeit beruhen, wie etwa „Zigaretten sind mir
gleichgültig“ oder „Ich brauche nicht zu rauchen“, „Du mußt rauchen, ich muß
nicht mehr rauchen“.
Einer Patientin half die folgende Formel:
„Der Geruch und Geschmack des Tabaks stößt mich ab. Ich rauche nicht mehr.
Diese Worte wirken weiter.“
Wollen Sie abends vor dem Einschlafen und
morgens zum Einspielen Ihrer Einstellung der Gleichgültigkeit oder der
Abneigung gegenüber dem Rauchen die Formeln wiederholen?
Im Zustand der Selbstentspannung, wie er
z.B. durch Autogenes Training nach I. H. Schulz erreicht werden kann, wirken
diese Formeln noch besser.
Dr. Doggart berichtet von einer
autosuggestiven Methode, die eine Raucherin erdachte.
Eine Dame, die mehrere Male versucht
hatte, das unmäßige Rauchen aufzugeben, hatte schließlich Erfolg, indem sie
eine Formel entwickelte, die sie viele Male am Tage wiederholte:
„Ich hasse es wirklich, denn nach dem
ersten Zug ist es niemals so angenehm, wie ich erwartete. Ich weiß ganz genau,
daß es mir diesen schrecklichen Husten verursacht und meine Zähne verfärbt und
meine Haut verdirbt und mein Haar und meine Kleidung mit abgestandenem Rauch
sättigt und bewirkt, daß ich älter aussehe.“
Dr. Doggart fügt hinzu, daß sich ihre
Formel aus drei Gründen als wirksam erwies: 1. Sie trommelte es sich gut ein,
2. sie glaubte es im tiefsten Herzen, 3. es war wahr.
Durch solche Art Autosuggestion läßt sich
auch das Ausmaß etwaiger Nikotinentzugserscheinungen herabsetzen, das ohnehin
auch von der psychischen Einstellung des Patienten zur Entwöhnung weitgehend abhängt.
Wer gezwungenermaßen nicht mehr raucht,
kann unter Umständen viele Wochen lang über solche Erscheinungen klagen,
während der Patient mit positiver Einstellung zur Entwöhnung sie viel rascher
überwindet.
Eine Patientin, die bei wiederholten
Entwöhnungsversuchen über verschiedene körperliche Beschwerden klagte und
ausgesprochen aggressiv reagierte, war überrascht, daß sie die Entwöhnung nach
guter Vorbereitung in der Gruppe ohne Schwierigkeiten erreichte.
Ein Patient, der bisher bei jedem
Entwöhnungsversuch seiner Familie auf die Nerven gefallen war, „Wenn Vater
nichts zu rauchen hat, dann qualmt es“, versetzte seine Frau in Erstaunen, als
er als Teilnehmer der Gesprächsgruppentherapie seine Entwöhnungskur ohne
Medikamente durchführte und dabei ruhig blieb. „Gib es zu, du rauchst
heimlich“, sagte sie immer wieder zu ihm.
Wenn auch erfolgreich Entwöhnte immer
wieder betonen, daß ein(e) Raucher(in) sich das Rauchen nur für sich selbst und
nicht für andere abgewöhnen kann, so sollten Sie dennoch nicht sich selbst
stets im Mittelpunkt Ihrer Betrachtungen sehen und die übrige Welt von einem
solchen egozentrischen Standpunkt aus betrachten.
Dem Süchtigen geht es in erster Linie um
sein persönliches Wohlbefinden, das er immer wieder durch erneute Zufuhr seines
Suchtmittels herstellen muß, weil sonst Entzugserscheinungen sein Wohlbefinden
beeinträchtigen. Vielleicht können Sie sich von der Beschäftigung mit sich
selbst und Ihrem Wohlbefinden durch Zuwendung auf andere Interessen ablenken.
Rücksichtnahme auf andere wäre ein naheliegender
Gedanke auch unter dem Gesichtspunkt, daß Sie als Nicht(mehr)raucher(in) nach
Überwindung der Anfangsschwierigkeiten ein ausgeglichenerer Mensch sein,
seltener durch schlechtes Befinden oder Krankheit anderen zur Last fallen
werden und hoffen dürfen, nicht so früh aus der Mitte der Ihnen Nahestehenden
gerissen zu werden. Ist es nicht auch ihr Herzenswunsch, Ihre Kinder heiraten
und Ihre Enkel aufwachsen sehen zu können?
Auf alle Fälle tun Sie gut daran,
herumzuhorchen, wer früher starke(r) Raucher(in) war, und sich mit allen denen
zu unterhalten, die es geschafft haben, aus der Abhängigkeit endgültig
auszubrechen. Aber auch Rückfällige, soweit sie noch ernsthaft aufhören wollen,
sind gute Gesprächspartner für Sie und vielleicht werden sie sogar Ihre Entwöhnungspartner.
Findige Entwöhnungswillige schließen sich einer Gruppe an oder bilden selbst
irgendeine Art Entwöhnungsgruppe.
Wenn Sie einen verständnisvollen Arzt
haben, der sich vielleicht selbst das Rauchen abgewöhnt hat, können Sie auch
dessen Rat und Hilfe bei der Entwöhnung in Anspruch nehmen. Möglicherweise
empfiehlt er Ihnen eine Gesprächsgruppe.
Es gehört viel Energie und Ausdauer dazu,
eine Selbsthilfegruppe ins Leben zu rufen. Wir haben die Smokers Anonymous, die
Anonymen Raucher(innen), in Kalifornien und in Kanada erlebt und wir meinen,
sie leisten das Beste, was wir von Raucherentwöhnungsgruppen auf unseren Reisen
kennen gelernt haben.
Dem Vorbild der Alcoholics Anonymous
folgend haben die Anonymen Raucher(innen) ein festes Programm im „weltweiten
Versammlungsplan“. Die Sorge um den Mit-Nikotinsüchtigen steht im Mittelpunkt
ihrer Bemühungen:
„Anonyme Raucher(innen) sind eine
Gemeinschaft von Männern und Frauen, die sich gegenseitig helfen, das Rauchen
aufzugeben. Wir teilen unsere Erfahrungen, unsere Kraft und unsere Hoffnung
miteinander, so daß wir von dieser mächtigen Sucht frei werden können. Die
einzige Bedingung für die Teilnahme ist der Wunsch, das Rauchen aufzugeben.
'Anonyme Raucher' sind nicht mit irgendeiner Sekte, Konfession, politischen
Organisation oder Institution verbündet. Sie geben sich nicht mit irgendeiner
Kontroverse ab, noch pflichten sie in einem Streit einer Seite bei oder treten
ihr entgegen. Unser Hauptzweck ist, denjenigen Hilfe anzubieten, die versuchen,
Freiheit vom Nikotin zu erlangen. Wir haben gefunden, daß die zwölf Schritte
der Wiederherstellung, erarbeitet von den Anonymen Alkoholikern und für die
Anonymen Raucher überarbeitet und angepaßt, im Kampf gegen die Nikotinsucht
eine große Hilfe sein können. Wir werden deshalb jetzt die zwölf Schritte
lesen, wie sie auf das Rauchen anwendbar sind.
Während der Diskussion versuchen wir,
Streitgespräche zu unterlassen.
Wir reichen auch einen Schreibblock herum,
wo wir unsere Vornamen und Telefonnummern vermerken. Bitte fühlen Sie sich
frei, Namen und Telefonnummern dieser Liste zu entnehmen und Ihre eigenen
Angaben hinzuzufügen. Es ist ein Werkzeug des Programms, das wir uns zwischen
den Versammlungen anrufen, wenn wir Hilfe brauchen.
Wir haben keine Gebühren oder Honorare,
sondern unterhalten uns selbst durch unsere eigenen Spenden. Das Geld, das wir
sammeln, nehmen wir für Miete, Erfrischungen, Literatur und andere Ausgaben für
die Anonymen Raucher.
Wesentlich für unsere Wiederherstellung
ist, daß Vertrauen und Anonymität respektiert werden. 'Wen Sie hier sehen, was
Sie hier hören, lassen Sie es hier bleiben!'.
Weiteres haben wir unter „Transzendentale
Hilfen“ erwähnt. Wichtige Regeln für die Arbeit der Anonymen Raucher sind in
den zwölf Traditionen festgelegt.
Wir tauschen auch in unseren
Selbsthilfegruppen Telefonnummern aus. Von diesen wird so reger Gebrauch
gemacht, daß die zwischenmenschlichen Kontakte immer enger werden, daß die
Gruppe echt zusammenwächst, daß man sich in vielen Lebenslagen gegenseitig
unterstützt, wenn es schwer erscheint, durchzuhalten.
Wir unterscheiden in der
Gruppen(psycho)therapie offene und geschlossene Gruppen.
Eine geschlossene Gruppe hat eine bestimmte
Laufzeit und einen vorher festgelegten Teilnehmerkreis. Wird nach einer Art
Lehrplan gearbeitet, spricht man auch von Kursen oder Seminaren. Endet die
Therapie, bleibt jede(r) Teilnehmer(in) sich selbst überlassen.
Unsere offenen Gruppen laufen ohne
Begrenzung der Laufzeit, ohne festgelegten Teilnehmerkreis und ohne Lehrplan
und sind für jeden, der Hilfe braucht, ohne Anmeldung zugänglich.
Wir betreuen sie seit 1965 jahrzehntelang
zweimal wöchentlich.
In unseren offenen Gruppen haben wir die
besten Erfolge und Dauererfolge.
Um die optimale Methode herauszufinden,
haben wir selbst auch zahlreiche geschlossene Gruppen, also Kurse, entwickelt
und durchgeführt und außerdem in Amerika alle erdenklichen Kurse und
geschlossenen Therapiegruppen, zum Teil selbst mitwirkend, erlebt. Die nach
unserer Meinung wirksamste Gruppentherapie erlebten wir in den offenen Gruppen
der Anonymen Raucher an mehreren Orten mit. Und das Vorgehen dort war unserem eigenen
am nächsten.
Ursprünglich entnahmen wir der
Fachliteratur über Gruppentherapie von Alkoholkranken, was uns für die Behandlung
von Rauchern brauchbar erschien, so die Methode der unauffälligen Leitung, um
deren Anwendung wir ständig bemüht sind. Dabei hält sich der Arzt oder
Psychologe bewußt zurück und überläßt die Führung einem bereits entwöhnten Patienten,
der in der Regel spontan die dominierende Stelle einnimmt.
Vom ersten Treffen an werden unsere neuen
Gruppenmitglieder von den Erfahreneren „paradoxerweise“ ermutigt, wie gewohnt weiterzurauchen,
was sie in der Regel ein paar Wochen lang tun, bis jede(r) regelmäßige
Teilnehmer(in) zu einem für sich günstig erscheinenden Zeitpunkt schlagartig
das Rauchen aufgibt und dann in aller Regel erklärt: „Ich hatte es mir schwerer
vorgestellt. Hätte ich gewußt, daß es leichter geht, als ich dachte, hätte ich
schon eher mit Rauchen aufgehört.“
Diese paradoxe Methode haben unsere
erfahrenen Teilnehmer(innen) ohne unser Zutun selbst entwickelt und seitdem
immer weitergegeben.
Erst 1988 erfuhren wir, daß der bekannte
in Kalifornien lebende Psychologe Prof. Dr. Paul Watzlawick, u.a. der Autor der
„Anleitung zum Unglücklichsein“, die „Paradoxe Intervention“ entwickelt hat.
Wenn Ihnen das Gruppengespräch beim ersten
Besuch einer Gesprächsgruppe seltsam vorkommt, gehen Sie wahrscheinlich
unbefriedigt nach Hause und sagen sich vielleicht: „Was soll ich dort? Das
Gerede hat doch keinen Zweck. Und dann raten mir die Entwöhnten, ich soll ruhig
weiterrauchen, vielleicht sogar noch mehr als bisher.“
Jedoch vom dritten, vierten oder fünften
Besuch an fühlen Sie, daß die Gesprächsgruppentherapie hilft.
Diejenigen, die ohne gute Vorbereitung
nach dem ersten Besuch der Gruppe das Rauchen einstellen, haben es schwerer und
sind stärker rückfallgefährdet. Es bleibt dann der Trost, daß Rückfällige bei
einem erneuten Anlauf eine bessere Aussicht auf einen Dauererfolg haben.
Es haben aber auch Patient(inn)en das
Rauchen aufgegeben, die nicht regelmäßig an den Gruppengesprächen teilgenommen
haben. Manche waren nur ein- bis zweimal dabei und haben seit Jahren keine
Zigarette wieder angerührt. Viele kamen ohne Medikamente aus. Anderen hat
zweckmäßiges Verhalten und das Medikament TABEX geholfen. Einzelne haben vor
vielen Jahren einen unserer öffentlich gehaltenen Vorträge gehört und nie
wieder geraucht, wie wir später erfuhren. Viele können sich auch ohne Arzt,
ohne Medikament und ohne Entwöhnungsgruppe das Rauchen abgewöhnen.
Aber für sie gibt es keine Garantie für
einen Dauererfolg, weil ihnen oftmals wichtige Kenntnisse und Erkenntnisse und
die Kraft der Gemeinschaft fehlen.
An nützlichen Kenntnissen sollten Sie z.B.
wissen, was der Begriff „Nichtmehrraucher“ eigentlich besagt. Ein Nichtraucher
hat nie regelmäßig geraucht, d.h. auch nicht in großen Abständen zu besonderen
Gelegenheiten. Denn das Rauchen gibt ihm nichts, es belästigt ihn eher.
Wer aber keine ausgesprochene Abneigung
empfindet und gelegentlich eine Zigarette mitraucht, ist ein Gelegenheitsraucher.
Bei ihm überwiegen bei weitem die Tage im Jahr, an denen er nicht raucht.
Ein(e) Gelegenheitsraucher(in) werden Sie
nie, liebe(r) Leser(in), wenn Sie einmal ein(e) regelmäßige(r) Raucher(in)
gewesen sind. Für Sie gilt das Alles-oder-Nichts-Gesetz: Entweder Sie rauchen
voll, wie Sie es gewohnt sind, oder Sie lassen es ganz, d. h. Sie werden ein(e)
Nichtmehrraucher(in). Wir kennen keine Raucher(innen), die einmal stark
geraucht haben und seit Jahren nur noch bei besonderen Anlässen eine Zigarette
rauchen, und auch keine, die sich dauerhaft von einem täglichen Verbrauch
beispielsweise von 40 auf 4 oder von 20 auf 2 Zigaretten umgestellt haben.
Gestatten Sie uns, hier einen Vergleich
zwischen der Tabakabhängigkeit und der Alkoholabhängigkeit zu ziehen! Ein
Alkoholkranker kann nicht maßvoll trinken, auch nicht bei seltenen Anlässen.
Wenn er nur ein Glas „intus“ hat, muß er sich „vollaufen lassen“. Auch für ihn
gilt das Alles-oder-Nichts-Gesetz. Entweder er trinkt voll, wie gewohnt, oder
er läßt es ganz. Leichtsinn führt zum Rückfall!
Bedenken Sie, daß ein Schwimmer, der lange
nicht geschwommen ist, immer schwimmen kann, wenn man ihn ins Wasser wirft! So
geht es auch dem Raucher. Ein erfolgreicher Patient sagte einmal: „Wenn ich wieder
eine Zigarette rauche, ist das vergleichsweise so, als wenn ich einen fremden
Hund streichle. Entweder er beißt oder er beißt nicht.“
Meistens beißt er, und es wird diese eine
Zigarette die erste von sehr vielen. Schuld an Rückfällen sind oft falsche
Freunde, die den erfolgreich Entwöhnten alkoholisieren und ihm dann einreden:
„Na, eine kannst du doch ruhig rauchen, die schadet dir doch nichts“. Zum
andern werden auch wohlmeinende Ehefrauen schuldig, die dem seit Wochen oder
Monaten abstinenten Ehemann zur Belohnung in dem einen Fall eine Flasche Bier
zum Abendbrot oder im anderen Fall eine sogenannte „gute“ Zigarette oder
Zigarre mitbringen. Dann halten sie den dadurch Rückfälligen für willens- oder
charakterschwach.
Deshalb laden wir Ehepartner, Freunde,
auch nichtrauchende Angehörige zur Teilnahme am Gruppengespräch ein, weil von
ihrem Verhalten Erfolg oder Mißerfolg der Entwöhnungskur abhängen kann. Nichtrauchende
Partner(innen) machen oft den Fehler, den Raucher ständig zu ermahnen, weniger
zu rauchen oder das Rauchen aufzugeben. Teilnehmer(innen) unserer Gruppen
werden zuweilen von nichtrauchenden Partner(innen) verhöhnt, wenn sie
wochenlang zu uns kommen und weiterrauchen.
Nichtrauchende Partner(innen) sollten sich
in Toleranz und Schweigen hüllen. Das kann den Raucher verunsichern und ihn
über die Möglichkeit der Entwöhnung nachdenken lassen.
Am besten bitten Sie Ihren Ehepartner,
Ihre Kinder und Ihre nächsten Mitarbeiter „blanko“ um Verzeihung für das
reizbare Verhalten, das Sie vielleicht in den ersten Tagen der Entwöhnung an
den Tag legen werden. Als Rückfällige(r) sind Sie jederzeit in der Gruppe
genauso herzlich willkommen wie alle übrigen Teilnehmer, weil an Ihnen gezeigt
werden kann, daß niemand Hemmungen zu haben braucht, nach einem Rückfall wieder
teilzunehmen. Außerdem sind Ihre
Erfahrungen für die Gruppe sehr wertvoll.
Und vor allem: Wir können Ihnen wieder helfen.
Sie sind gut beraten, wenn Sie jemanden
finden, den Sie in dieser kritischen Zeit anrufen oder aufsuchen können.
Deshalb empfiehlt es sich, Telefonnummern von aktuellen Gruppenmitgliedern oder
ehemaligen Raucher(innen) griffbereit bei sich zu haben.
Wenn Sie versuchen, jemand anderem zu
helfen, von der Zigarette loszukommen, helfen Sie sich selbst am meisten, z.B.
wenn Sie später einer Entwöhnungsgruppe Ihre Hilfe anbieten oder selbst eine
solche gründen.
Teilnehmer(innen), die nach Monaten
rückfällig geworden waren, gaben in der Regel spontan zu: „Sie hatten doch
recht, man braucht den Kontakt zur Gruppe. Wäre ich weiter zu Ihnen gekommen,
wäre ich wahrscheinlich nicht rückfällig geworden.“ In den ersten Wochen und
Monaten, nach überstandenen Schwierigkeiten, fühlen Sie sich als Entwöhnte(r)
vom Rauchzwang befreit und sind vielleicht sehr glücklich über Ihr
Wohlbefinden. Mit der Zeit gewöhnen Sie sich daran. Das möglicherweise
schlechte Befinden zur Zeit des Rauchens und die meist lästige Abhängigkeit von
ein paar Gramm Tabak verblassen in Ihrer Erinnerung.
Die Erinnerung läßt vieles schöner und
größer erscheinen, auch die Geselligkeit beim Rauchen oder was Sie auch immer
einmal am Rauchen geschätzt haben mögen. Dann kommt vielleicht ein Kollege und
sagt zu Ihnen: „Na, eine kannst du doch rauchen, du hast die Sache doch im
Griff.“
Es liegt in der Natur des Menschen, daß er
vergessen kann. Und das ist gut so. Hier aber ist Vergessen ein Unglück, das
die Abhängigkeit, das Unzufriedensein oder die Krankheit wieder herbeiführt.
Wenn Sie sich dabei ertappen, daß Sie sich gern wieder an das Rauchen erinnern
oder gar denken: „Schade, daß du nicht mehr rauchst“, dann ist es höchste Zeit,
die Gruppe wieder aufzusuchen. Glauben Sie aber über den Berg zu sein und vor einem
Rückfall sicher, ist es trotzdem notwendig, daß sie die Gruppe noch Jahre
hindurch vierteljährlich oder halbjährlich aufsuchen. Nur so haben Sie eine
gewisse Garantie für einen Dauererfolg. Und: Wenn Sie die Gruppe nicht mehr
brauchen, braucht Sie die Gruppe um so mehr.
Wenn Sie es geschafft haben,
Nichtmehrraucher(in) geworden zu sein, bekommen Sie dadurch einen solchen
inneren Antrieb, daß Sie bald auch andere Probleme eher meistern als zuvor.
Nach erfolgreicher Kur steigt die Arbeitsleistung sowohl bei geistiger als auch
bei körperlicher Arbeit. Sie bekommen Freude an sportlicher Betätigung. Sie
werden sich nicht nur verjüngt fühlen, sondern auch jünger aussehen. Ihren Mitmenschen
wird Ihr frischerer Teint auffallen. Der Schlaf bessert sich, falls er nicht
gut war oder falls er durch die Umstellung kurzzeitig gestört war. Sie sind
zeitiger ausgeschlafen. Sie fühlen sich frischer und haben abends keine
Kopfschmerzen mehr. Nachtschichten und Überlastungen stehen Sie leichter durch
als zuvor. Falls Ihr Geruchs- und Geschmackssinn nicht ausgezeichnet waren,
werden sich beide wahrscheinlich in nie gekanntem Maße verfeinern. Die Raumluft
zu Hause wird rein sein. Die Vorhänge, Kissen und Polster riechen nicht mehr
nach abgestandenem Rauch. Gardinen und Fernsehbildröhre bleiben länger sauber.
Das Wohnen wird ästhetischer.
Für Ihr Geld können Sie sich Besseres
leisten. Der Raucherhusten und der Auswurf fallen fort. Etwaige Atemnot bei
Belastungen läßt nach. Sie fühlen sich weniger unwohl und sind seltener krank
und arbeitsunfähig.
Ihre Lebenserwartung steigt schon nach
einem Jahr des Nichtrauchens deutlich an.
Jetzt können Sie Ihren Kindern und anderen
jungen Menschen auch in dieser Hinsicht Vorbild sein und erfüllen damit eine
nicht zu unterschätzende gesellschaftliche Aufgabe.
Bereits 1939 schrieb Prof. Lickint über
den „Nutzen der Tabakentwöhnung“:
Als Antwort auf eine Umfrage antwortete
der bekannte Physiologe E. Pflüger: 'Ich rauchte früher ziemlich stark, habe
seit vier Jahren des Rauchen aufgegeben und fühle mich seitdem kräftiger und
wohler.'
Ganz in ähnlichem Sinne antwortete E.
Harnack (Halle): „...seit ich ( vor etwa vier Jahren infolge einer schweren und
langwierigen Krankheit) mir das Rauchen völlig abgewöhnt habe, verspüre ich ein
entschieden günstiges Resultat für meine Gesundheit. Ich habe dabei zahlreiche
interessante Beobachtungen gemacht, von denen ich nur einiges hervorheben will.
Solange man starker Raucher ist, ahnt man gar nicht, was ein feiner Geruchssinn
bedeutet: Letzterer wird durchs Rauchen enorm abgestumpft und verfeinert sich
nach der Abgewöhnung in auffallender Weise, so daß einem auch der Tabakrauch, besonders
der kalte, sehr lästig wird. Was mir bei Damen oft als Zimperlichkeit erschien,
hat, wie ich jetzt aus eigener Erfahrung weiß, eine sehr positive Grundlage.“
Diese Worte zweier Ärzte gebe ich um so
lieber wieder, als sie erstens aus berufenem Munde stammen und zweitens
geradezu typisch sind für das Urteil, das die meisten Menschen abgeben, die es
einmal über sich gebracht haben, dem Tabak zu entsagen, selbst wenn sie dabei
auch zunächst erhebliche Abstinenzerscheinungen zu überwinden hatten.
H. Link hat die Äußerungen von 145 Männern
gesammelt, die sich des Rauchens entwöhnt hatten. Davon nur einige Antworten
zur allgemeinen Illustrierung:
„Ich kann nicht sagen wie, aber mein
Gesamtbefinden ist besser“, „Ich habe einen gesunden Schlaf und huste nicht“,
„Ich kann wieder besser riechen“, „Gab mir mächtig Rückgrat“, „Habe mehr
Schwung und besseren Appetit“, usw.
Link sagt daher mit Recht: „Man beachte,
wie der Sieg über eine eingefleischte Gewohnheit vielen ein Gefühl des
Wohlseins und gestärkten Charakters gab!“
Es gibt in der Tat für den Arzt nicht
Erfreulicheres als das Aufblühen eines Menschen nach dem Ablassen vom Tabak zu
beobachten. Wiederkehr der Potenz selbst bei älteren Leuten. Wiederherstellung
der Empfängnisfähigkeit bei Frauen. Schwinden der verschiedensten Organbeschwerden
usw. Nur soviel sei noch besonders unterstrichen, daß auch Raucher, die
angaben, sich vollkommen wohl bei der ihnen gewohnten Tabakmenge zu fühlen,
nicht so selten überrascht sind, um wie vieles besser sich auch solche Menschen
noch bei Tabakabstinenz befinden können. Sagte mir doch z.B. ein starker
Zigarettenraucher, er habe nie geglaubt, daß er jemals noch mehr leisten könne,
als es bisher schon der Fall gewesen sei.
Ich möchte dies vor allem denen sagen, die
selbst immer vorgeben, nur vermittels ihres Tabakgenusses geistig schöpferisch
sein zu können. Nur zu oft handelt es sich dabei aber nur um Nikotinnisten,,
die es noch nicht fertig gebracht haben, einmal über die Phase der
Abstinenzerscheinungen hinaus sich des Tabaks zu enthalten, um dann vollkommen
unbeschwert arbeiten zu können.“
Dr. K. Biener befragte Schweizer Lehrer,
die sich das Rauchen abgewöhnt haben. Sie erklärten: „Habe viel geraucht und
wegen Herzstichen aufgehört“, „Fand es unwürdig“
„Vor einem Jahr als Willensprobe“, „Wegen
der Nerven“, „Wegen Halsentzündung als Lehrer“, „Einsicht der Dummheit“,
„Gefühl der Schädigung gehabt“.
Unsere Patient(inn)en gaben u.a. an: „Als
Lehrer und Leiter einer Schule muß ich Vorbild sein, wenn ich in Versammlungen
darauf hinweisen muß, daß nicht geraucht wird. Wenn ich dann selber nicht
durchhalte, ist das sehr schlecht. Einer muß den Anfang machen.“
„Als Dozent bin ich für meine Studenten
verantwortlich. Es ist schwierig, junge Menschen zu überzeugen und seinem Sohn
beizubringen: 'Du sollst nicht rauchen!', wenn man selbst raucht. Der Wille ist
zwar da, aber das Wie hoffe ich hier mit Hilfe der Gruppe zu erfahren.“
„Es ärgert mich schon seit langem, daß ich
rauche. Vor allem muß ich den Patienten immer sagen, sie sollen es lassen, und
ich selbst habe nicht den Willen dazu.
Außerdem ist Rauchen nicht mehr schick.“
„Ich möchte im Sport wieder mehr leisten
und für ein Motorrad sparen, außerdem ist mir das Rauchen lästig.“
„Da ich mir mein Leistungsvermögen versaue
durch die verdammten Zigaretten, ist es ein politischer Grund, sich das Rauchen
abzugewöhnen.“
„Die Zigarette zehrt am Körper, ich will
zunehmen.“
„Der Husten und Auswurf morgens!“
„Ich möchte endlich wieder ein gesunder
Mensch werden.“
„Ich mußte an einem Sonnabend nachts bei
Regenwetter von Friedrichshagen bis zum Hauptbahnhof fahren, wo ich endlich
meine Zigaretten bekam. Um 2.00 Uhr war ich wieder zu Hause und dachte: Mensch,
du bist ja verrückt! Wie kann man nur so abhängig sein? Ich habe es satt und
will es hier in der Gruppe schaffen.“
„Ein Kollege sagte: Mit dir kann man ja
machen, was man will, wenn du deine Zigaretten brauchst.', Das wurmt!“
„Mir liegt der Schwerpunkt nicht im
Gesundheitszustand, sondern in der Vielzahl der Zigaretten, die immer mehr
werden. Außerdem spielt die Kosmetik eine Rolle.“
„Meine Frau hat während der
Schwangerschaft mit Rauchen aufgehört. Jetzt ist unser Baby da, und ich muß
mein Image aufbügeln.“
„Mich stört der Gestank in der eigenen
Wohnung.“
„Wenn ich nicht mehr rauche, werde ich
ruhiger.“
„Sie sollten sich einen Termin festlegen
und im Kollegenkreis davon Mitteilung machen.“
„Ich rauche jetzt sechs Jahre nicht. Ich
hatte den Plan, jeden Tag eine weniger zu rauchen und so von 25 auf 0
herunterzukommen. Es ist eine Quälerei, ein Rauchen nach der Uhr. Und dann
kommt es so, daß man doch alles wieder nachholt. Es geht nur schlagartig! Ich
habe den Tag vorbestimmt, überall Reklame gemacht und dadurch mein Selbstbewußtsein
gestärkt. Ich schwöre auf die Gruppentherapie.“
„Das Allerwichtigste ist, überhaupt hier
wieder herzukommen und möglichst regelmäßig daran teilzunehmen. TABEX war mein
Krückstock. Das erste Mal habe ich 1965 mit Hilfe von TABEX zehn Monate nicht geraucht.
Ich hatte zu wenig Erfahrungen. Ich bin zu selten hergekommen. So ist es dann
bei einer Maifeier wieder passiert. Trotz ständiger Magengeschwüre rauchte ich
wieder voll. Ich fühlte mich gesundheitlich überhaupt nicht gut. Jetzt rauche
ich seit dem 3. September 1970 konsequent nicht mehr und fühle mich ausgezeichnet.
Sogar Erkältungen hatte ich seit dieser Zeit nicht mehr. Jemand aus der Gruppe
war mein Vorbild. Er hat mir eigentlich von allen, die hierher kamen, unbewußt
die meiste Hilfestellung gegeben.“
„Ich habe am 2.März 1970 die letzte
Zigarette geraucht. Den Tag habe ich TABEX bekommen und die Kur begonnen. Ich
muß ehrlich sein, ich hatte es mir schlimmer vorgestellt. Das Primäre bei den
Tabletten ist der Wille und bisschen Einbildung noch dazu. Das A und O, das
Wesentliche ist das regelmäßige Hierher kommen.“
„Der größte Fehler ist der eigene
Unglaube.“
„Ich habe zwei Nächte hintereinander
geträumt, ich habe geraucht, bin schweißgebadet erwacht, froh, daß es nur ein
Traum war.“
„Man kann es nicht oft genug sagen:
Wiederkommen, auch wenn die erste geraucht worden ist!“
„Hier in der Gruppe gemeinsam macht sich's
leichter, allein hätte ich das nicht geschafft, nein, nie!“
„Eins haben wir hervorragend gefunden, daß
nicht hier vorn der Doktor gesessen und gesagt hat: 'Ihr Bösen, Nikotin ist
Gift!' „
„Ja, mir hat gerade hier imponiert, daß
man hier nicht gegängelt wurde, daß es keinen sektiererischen Anflug hatte.“
„Es dauert gut und gerne drei bis vier
Wochen, und man ist drüber weg. Jetzt könn' Sie mich jagen, kein Stück mehr!“
„Versuchen Sie, sich vor allem
abzulenken.“
„Ich muß feststellen, daß das Verlangen
nach einer Zigarette immer seltener wird.“
„Über eins muß man sich klar sein: Will
man, oder gaukelt man sich etwas vor, sucht nach Ausreden? Man muß regelmäßig
hierher kommen. Entweder man kommt regelmäßig her und raucht eines Tages nicht
mehr, oder man kommt nicht wieder und raucht weiter. Jeder Mensch baut sich 'ne
ganz individuelle Methode zusammen .Ich habe viel Äpfel gegessen und mir für
den Winter einen halben Zentner Möhren hingelegt. Hungergefühl darf man nicht
aufkommen lassen. Ein Glas Wasser tut Wunder! Ich habe es nicht geglaubt. Alle
zehn Minuten 'mal einen richtigen Schluck
genommen, und der Drang zum Rauchen ließ
gleich nach. Ich habe noch nie so viel gelesen wie in den ersten 14 Tagen. Ich
war abends nicht so erschöpft., Eigentlich wollte ich nur noch die bewußten
Zigaretten rauchen und die unbewußten fortlassen. Aber Wenigerrauchen ging
nicht, nur ganz aufhören. Die Hände müssen immer beschäftigt sein. Es hilft
auch Kohle hoch holen, Schuhe putzen.
Wenn ich eine Zigarette im Haus gehabt
hätte, hätte ich geraucht nach dem Motto: „Eine ist keine“.“
„Gegen gedrückte Stimmung hilft ein neues
Hobby. Ich sammle Schallplatten und gehe ins Theater.“
„Ich war an den Schreibtisch gefesselt.
Ich habe Kniebeugen gemacht und mir ab und zu ein Glas Wasser ins Gesicht
gegossen. Man muß sich vor allem ablenken!“
„Kalt duschen tut Wunder, ich erlebe es
immer wieder.“
„Ich hätte nie geglaubt, daß ich von einem
Tag zum andern aufhören kann.“
„Ich rauche jetzt seit vier Monaten nicht
mehr. Mir hat TABEX dabei geholfen, ich habe daran geglaubt. Ich bin gelassen
an die Sache herangegangen und habe mich lange und gründlich vorbereitet.“
„Nach dem ersten Gruppenabend und nach dem
Lesen der Broschüre von Dr. Paun war ich davon überzeugt, daß irgendwann der
Zeitpunkt eintritt, wo ich mir selber sage: Jetzt hörst du auf!“
„Nun sind ja die Ratschläge in dem Buch
verteufelt gut, und ich habe auch davon Gebrauch gemacht. Ich habe allen
Kollegen erzählt: Ich nehme an einem
Nichtraucherlehrgang teil. Erst wollte ich
das nicht, um tatsächlich noch ein Hintertürchen offen zu halten. Fast alle
Raucher haben durch die Bank weg gesagt: Wenn du es schaffst, bei diesem
Lehrgang aufzuhören, dann gehen wir auch dort hin.
Es ist natürlich jetzt klar, ich habe die
moralische Verpflichtung, es muß mir gelingen.“
„Man muß die Brücken hinter sich
abbrechen, auf die man sich so gern flüchtet.“
„Die Gruppentherapie macht eine Menge aus,
trotzdem habe ich keinen Willen!“
„Den kriegen Sie hier, sagen wir, 'die
Energie'.“
„Ob es eine Sucht ist oder nicht, wenn ich
eine Krankheit habe, gehe ich zum Arzt. Wenn ich einen vereiterten Blinddarm
habe, kann ich es auch nicht ohne Arzt schaffen.“
„Es gibt aber kein Rezept für alle, sonst
hätte das der Doktor längst herausgegeben. Jeder muß sich das für ihn Geeignete
hier aus den Erfahrungen anderer
zusammensuchen. Ich habe förmlich darauf
gewartet, daß ich wieder herkommen konnte.
„Diese Gruppentherapie sitzt ganz schön in
einem drin. Man kann, seit man hier war, keine Zigarette mehr mit ruhigem
Gewissen rauchen. Das läuft einem bei jeder Zigarette nach.“
„Die Ehrlichkeit ist bemerkenswert, wie
offen hier alle Probleme und Schwierigkeiten diskutiert werden.“
„Neben dem regelmäßigen Herkommen die
Literatur zu lesen, sind zwei Dinge, die nötig sind.“
„Mich macht das Nichtmehrrauchen furchtbar
nervös, das Verlangen nach der Zigarette ist noch da, ich brauche die Gruppe
jetzt sehr. Als Abwechslung will ich wieder schwimmen gehen. Ich spiele
manchmal Klavier, damit die Finger beschäftigt sind“
„Ich habe ein Legespiel der Kinder
genommen, daß die Hände etwas zu tun hatten.“
„Die ersten zehn Tage waren die
schwersten, ich litt unter Entziehungserscheinungen. Jetzt fühle ich mich nicht
mehr krank. Ich bin über den Berg. Ich gebe zu, daß ich einen zu zeitigen
Entwöhnungstermin gewählt hatte. Ich bin stolz, daß ich durchgehalten habe, das
ist mir eine moralische Stütze. Die Jugendweihe letztes Wochenende habe ich
trotz Alkohol ohne Schwierigkeiten überstanden, sogar ohne TABEX.“
„Die Entziehungserscheinungen traten auf,
weil Sie gar nicht vorbereitet waren.“
„Rauchen und Alkohol sind zwei Pole, die
sich förmlich anziehen. Man sollte die ersten zwei bis drei Wochen eventuell
auf eine gemütliche Feier verzichten.“
„Ich habe eine Formel aufgestellt: 'Ich
werde ruhiger sein! Wenn ich wieder rauche, ändert sich gar nichts., Es löst
nichts eines meiner anderen Probleme'.“
„Man muß die alten Gewohnheiten
durchbrechen. Ich bin die erste Zeit eine halbe Stunde später aufgestanden,
damit ich meine Gewohnheiten zwangsläufig ändern mußte und nicht zum Kaffeetrinken
und Rauchen kam. Jetzt habe ich das nicht mehr nötig.“
„Leerlaufzeiten oder Pausen, die bisher
zum Rauchen verführt haben, sollten durch Lesen, Patiencelegen oder durch ein
Hobby überbrückt werden. Mein Hobby ist Schneidern. Ich habe in den 30 Tagen,
in denen ich nicht mehr rauche, derart meinem Hobby gefrönt, daß jetzt mein
Kleiderschrank fast nicht mehr zugeht. Es hat wirklich zu etwas geführt. Ich habe
zwar kein Geld gespart, aber ich habe mir sehr viel Freude gemacht.“
„Wenn ich kribblig werde, mache ich das
Fenster auf und atme tief ein, oder ich gehe spazieren.“
„Mir haben Obst und TABEX sehr geholfen.“
„Saure Äpfel sind eine Wucht!“
„Einmal in der Woche Treffen reicht nicht
aus. Man 'schwimmt' dann die Woche über zu sehr alleine. Das Wochenende ist man
hilflos. Man muß sich ein wenig Zeit nehmen und zweimal die Woche die
Raucherberatungsstelle aufsuchen.“
„Mir ist es recht leicht gefallen.“
„Als mir das Rauchverbot vom Arzt erteilt
wurde, war mir das Reduzieren qualvoll. Ich lag bei 30 bis 40 Zigaretten.
Zwischen 2.00 Uhr und 2.30 Uhr morgens wurde ich wach, weil ich rauchen mußte.
Im Betrieb hatte ich manchmal gleichzeitig drei Zigaretten brennen, zwei auf
dem Aschenbecher, eine in der Hand. Aber ich habe es auch geschafft und rauche
seit dem 25. Oktober 1974 nicht mehr.“
„Durch Reduzieren verlängern Sie unnötig
Ihre Entziehungsperiode.“
„Es gibt viele Menschen, die selbständig
mit dem Rauchen aufhören. Leider ist bei ihnen die Rückfallgefahr größer. Ich
habe vorher nie etwas von einer Raucherberatung
gehört, wo einem durch Beratung, Lektüre
und verschiedene Medikamente geholfen wird.“
„Sie sehen jetzt Schwierigkeiten, die
nachher gar nicht existieren.“
„Ich hatte vorher sehr schwere
Schlafstörungen. Jetzt fühle ich mich wohl, ich schlafe gut. Es lohnt sich
schon, Nichtmehrraucher zu werden.“
„Heute früh kam ich so richtig elastisch
aus den Federn raus.“
„Vielleicht klingt das pathetisch, aber
ich habe noch nie so gut geschlafen wie jetzt, seit ich nicht mehr rauche.“
„Ich habe jahrelang starke Schlafmittel
genommen, ich brauche keine mehr.“
„Jetzt bin ich abends ziemlich munter,
nicht mehr so erschöpft wie sonst. Ich habe Träume vom Rauchen, aber ich habe
selbst im Traum nicht geraucht.“
„Ich litt dermaßen an Einschlafstörungen,
und trotz Schlaftabletten konnte ich nicht mehr schlafen. Seit ich nicht mehr
rauche, schlafe ich ohne Tabletten..“
Ich schlafe rascher ein und schlafe
tiefer, ich wache zeitiger auf und bin dann ausgeschlafen. Als ich noch
rauchte, war ich morgens nicht aus dem Bett zu kriegen.“
„Ich kann jetzt intensiver arbeiten, bin
geistig regsamer.“
„Ich kann mich jetzt mehr konzentrieren.
Meine Spannkraft ist besser, meine
Entscheidungen treffe ich schneller.“
„Ich muß sagen, jetzt schmeckt mir die
Arbeit auch, obwohl ich keine Zigarette mehr habe.“
„Ich hatte erst einen Leistungsabfall,
jetzt eine Leistungssteigerung.“
„Ich fühle mich wohler trotz der Belastung
der Prüfungsperiode als Lehrer.“
„Ich war wesentlich erschöpfter, als ich
rauchte. Die Nervosität war stärker. Ich rauchte, um mich aufzupeitschen.“
„Ich könnte, wenn ich noch rauchte, meinen
beruflichen Verpflichtungen nicht
nachkommen. Seit April 1973 rauche ich
nicht mehr.“
„Ich fühle mich heute schon
leistungsfähiger. Ich glaube, man hat mehr vom Leben.“
„Die geistige Arbeit geht jetzt
erstaunlicherweise besser ohne Rauchen.“
„Sie fühlen sich wohler. Man ist nicht so
ausgelaugt nach Arbeitsstress.“
„Ich konnte ja, ohne nach Luft zu
schnappen und zu stöhnen, kaum 20 m gehen. Jetzt kriege ich besser Luft. Ich
habe nicht geglaubt, daß ich mal wieder arbeiten kann.“
„Ich habe aus'm Keller Holz und Kohlen
geholt. Ich staunte, daß ich schon oben war.“
„Man merkt es dann, wenn man mit Rauchen
aufgehört hat. Ich hatte eine Teststrecke, fünf Treppen rauf. Es geht immer
besser.“
„Die U-Bahn-Treppe bin ich hinaufgeschlichen.
Jetzt springe ich die Treppe hinauf. Ich habe mehr Bewegungsfreude.“
„Als wir noch rauchten, mußten wir uns auf
die Müggelberge schleppen. Sie hat sich's abgewöhnt. Auf den Inselberg ist sie
mir davongelaufen. Deshalb will ich jetzt auch aufhören.“
„Ich habe ja so viel getanzt wie noch
nie.“
„Man läuft, Tatsache, schneller und
leichter.“
„Der schlechte Geschmack, den man als
Raucher morgens hatte, ist weg.“
„Ich esse wieder mit Appetit. Die ersten
Wochen habe ich ein paar Pfund zugenommen. Später hat sich das normalisiert.“
„Als Raucher hatte ich keine Zeit zum
Frühstück. Jetzt freue ich mich aufs Frühstück, und das schmeckt!“
„Ich habe früher nur Kuchen gegessen zum
Frühstück. Jetzt esse ich Frischkost, Vollkornbrot und wenig Fett.“
„Ich glaube, in den letzten vier Tagen
habe ich so viele Äpfel gegessen, wie ich in fünf Jahren nicht angefaßt habe,
dazu noch Mohrrüben.“
„Ich habe nun 'ne andre Sucht, seit ich
nicht mehr rauche Ich bin scharf auf alles, was grün ist. Ich esse meinen
Kollegen Salat weg.“
„Ich kam mir die erste Zeit wie ein
Karnickel vor. Man hat Heißhunger auf Rohkost.
Manche schieben massenhaft Torte hinter
und essen meterweise Bockwurst in sich hinein und wundern sich dann, wenn sie
aus dem Anzug platzen.“
„Früher habe ich Brause getrunken, jetzt
trinke ich einen halben Liter Milch.“
„Das Zwischendurchessen wird weniger.“
„Ich habe bedeutend mehr Lebensfreude.“
„Ich bin richtig froh und kann mich nur
ärgern, daß ich es nicht schon eher gemacht habe.“
Eine Dame: Früher war ich mürrisch und
gnietschig. Das erste Mal habe ich hier geweint. Jetzt kann ich schon wieder
singen.“
„Das ist wie ein kleiner Jungbrunnen.“
„Der erste Abend, mir war, als wenn ich
einen Fünfer hatte im Lotto, einen Tag nicht geraucht!“
„Wenn ich morgens aufwache, freue ich
mich, daß ich nicht geraucht habe. Ich pfeife ein Liedchen.“
„Man ist nicht mehr so gehetzt.“
„Ich kann mich auch ohne Zigarette freuen
und ohne Zigarette ärgern.“
„Den Ärger in sich hineinsaugen mit der
Zigarette ist falsch.“
„Ich habe einen Slogan übernommen: Ich
armen Menschen, ihr müßt rauchen, ich muß nicht mehr...“
„Ich habe gedacht: Nein, daß du einmal mit
diesen stinkenden Morcheln aufhörst... Wenn ich jemanden rauchen sehe, denke
ich: Ich bin dir überlegen. Ich kann etwas, was du nicht kannst.“
Eine nichtrauchende Ärztin: „Ich war ein
bißchen im positiven Sinne bestürzt, wie glücklich die Menschen sind, die nicht
mehr rauchen.“
„Neulich waren wir in Sanssouci. Das
frisch gemähte Heu! Da wäre ich früher vorbeigegangen.“
„Der Urlaub nach der Entwöhnung war der
schönste Urlaub meines Lebens.“
„Ich sage zu meinen Kollegen: Ich habe die
Reise nach Bulgarien geschenkt bekommen. Ich habe das Geld in einem Jahr durch
Nichtmehrrauchen gespart. Da haben sie Mund und Nase aufgesperrt.“
„Ich habe jetzt Geld! Mit fünf Mark
Taschengeld komme ich jetzt drei, vier Tage aus.“
„Die Freude über das eingesparte
Zigarettengeld, das ich aufs Konto schaffe, gibt mir Kraft zum Durchhalten.“
„Ich lege jeden Abend drei DM in ein
Weißbierglas. Das Geld werde ich nach einem Jahr erst anreißen. Meine Frau
macht mit, sie hat im Januar aufgehört. Wer mit Rauchen wieder anfängt, muß dem
anderen sein gespartes Geld schenken.“
„Ich habe für das Zigarettengeld einen
Plattenspieler und ein Klappfahrrad gekauft.“
„Wir fahren jetzt jedes Jahr nach
Bulgarien, das ist mein Lohn fürs Durchhalten.“
„Ich war vorher noch gleichzeitig ein
starker Tablettenverbraucher. Meine Kopfschmerzen bin ich jetzt so gut wie los.
Ich habe 130 Packungen Spalttabletten gespart, jede Woche eine.“
„Die Ursache meiner Kopfschmerzen konnte
man nicht finden, es wurde sogar eine Enzephalographie im Krankenhaus gemacht.
Ich selber fand die Ursache: Ich hörte auf zu rauchen, und die Kopfschmerzen waren
weg.“
„Meine Kopfschmerzen waren schon nach drei
Tagen weg.“
„Ich hatte die Schaufensterkrankheit, das
Raucherbein. Vor Schmerzen im Bein mußte ich öfters an einem Schaufenster
stehen bleiben. Man wollte mir eine künstliche Arterie einsetzen, davor
schreckte ich zurück. Außerdem hatte ich seit Jahrzehnten schweres Bronchialasthma.
Ich mußte mir täglich selbst eine Spritze machen. Als ich das Rauchen aufgab,
hatte ich keinerlei Beinbeschwerden mehr, und mein Asthma ist geheilt. Als ich
einmal meinen behandelnden Arzt traf, sagte er: 'Ich dachte, Sie sind
gestorben, denn es verging doch keine Woche, ohne daß Sie Rezepte auf starke Asthmamittel
holten'.“
Der Brechreiz war sofort weg, als ich
nicht mehr rauchte.“
„Magenbeschwerden sind wie weggeblasen.
Ich bin nicht mehr so nervös.“
„Ich hatte sonst jedes Jahr
Magenschleimhautentzündung. Ich habe keine Beschwerden mehr, wage mich an Essen
ran, was ich nie vertrug.“
„Meine Kreislaufstörungen haben sich
gebessert.“
„Mir fiel auf: Du hast ja schon lange
keine Herzstiche mehr.“
„Meine Ärztin mißt Blutdruck und sagt:'
Seit wann rauchen Sie nicht mehr? Das ist doch kein Raucherherz, was jetzt
klopft'.“
„Meine Mutter sagt: 'Das Piepsen und
Röcheln nachts ist weg'.“
„Ich habe gehustet! Mir wollten sie schon
ein Prämie aussetzen für Husten.“
„Der Lungenarzt schaut das Röntgenbild an
und sagt: 'Seit wann rauchen Sie nicht mehr? Die Bronchien haben sich
gebessert'.“
„Mein Nachbar klingelte morgens Sturm:
'Haben Sie es verschlafen? Ich habe Sie doch gar nicht im Bad husten gehört!'.“
„Ich hatte einen ganzen Musikapparat in
der Brust, der Husten war grauenvoll. Mir ist im Bett beim Liegen schwindlig geworden.
Nach vier Tagen war das weg.“
„Jetzt bin ich unempfindlich gegen kühlere
Witterung.“
„Jetzt stell ich erst fest, daß es doch
schädlich war.“
„Ich bekomme Komplimente von meinem Mann,
wir sind ja nun 33 Jahre verheiratet -, wie gut ich jetzt aussehe...“
„Wer sich am meisten freut, daß ich nicht
mehr rauche, ist meine Frau. Außerdem störe ich nicht mehr nachts durch mein
Husten und Schnarchen.“
„Meine Frau betätigt, ich rieche nicht
mehr nach Nikotin.“
„Meine Frau verkündet: 'Das schönste
Geburtstagsgeschenk, das mir mein Mann gemacht hat, ist, daß er nicht mehr
raucht'.“
„In Gegenwart meiner fünfjährigen Tochter
habe ich geraucht. Die Rücksichtslosigkeit als solche habe ich gar nicht mal
empfunden. Gestern wollten mich meine Eltern einmal testen. Sie haben mir eine
Schachtel Zigaretten aufs Bett gelegt. Ich habe sie, ohne mit der Wimper zu
zucken, im Badeofen verbrannt. Als meine Eltern nach Hause kamen, sagten sie:
'Alle Achtung!' Mein Vater rauchte seine letzte Zigarette und will es nun auch
schaffen.“
Der 15jährige Peter erzählt stolz in der
Gruppe: „Ich habe mir auch das Rauchen abgewöhnt. Geschafft habe ich es durch
meinen Vater, er ist mein Vorbild.“
„Die einen haben geschmunzelt, die anderen
haben mich achtungsvoll angesehen.“
„Ich habe im Betrieb schon einige Anhänger
ohne große Überzeugungskünste, nur durch Vorbildwirkung.“
„Seit 1 1/2 Jahren rauche ich nicht mehr.
Einige meiner Kollegen haben inzwischen auch
das Rauchen aufgegeben.“
„Ich habe das Schild 'Nikotinfreie Zone'
in meinem Arbeitszimmer. Es ist interessant zu beobachten, wie viele Raucher an
der Tasche herumfingern, und manche fragen dann, ob sie doch rauchen dürfen.
Dann sind sie richtig erleichtert.“
„Meine Kollegin hilft mir sehr. Wir haben
die Zigarettenschachtel auf dem Schrank versteckt. Von 16 sind noch 13 da, Wir
zählen sie ja immer mal.“
„Ich biete keine Zigaretten an, ich
vergifte doch nicht meine Freunde.“
„Als mir ein Kollege mit seinem ewigen
Anbieten auf die Nerven fiel, sagte ich: 'Na, dann gib doch mal eine her!' Und
die hab ich voller Schadenfreude im Aschenbecher zerkrümelt. Das Gesicht hätten
Sie sehen müssen! Der bietet mir keine wieder an!“
Jan: Rauchen Sie noch, Detlef?
Detlef: Sie sollen nicht fragen sondern
erzählen. Wann waren Sie das letzte Mal hier?
Jan: Ich rauche nach wie vor. Ich bring
den Absprung nicht fertig. Das ist einfach Nachlässigkeit. Ich will mir ja
nichts aufzwingen. Ich würde es mir gern aufzwingen, aber mein Dienstplan
erlaubt nicht, daß ich regelmäßig hierherkomme., Ich weiß ja, wie schön es
wäre, wenn ich drei Zigaretten am Tag rauchen könnte. Ich glaube, wenn das
ginge, würden alle weiterrauchen wollen.
Werner: Am günstigsten ist es, jeden
Montag und Donnerstag hierher zu kommen. Aber bei Ihrem Dienstplan ist das
Käse.
Detlef: Die Therapie, vor dem Aufhören
möglichst viel zu rauchen, wirkt nur beim Hierher kommen.
Werner: Wer sind Sie denn?
Dr. Rex: Ich habe heute die Einladung
hierher befolgt. Ich rauche seit 2 1/2 Monaten vorläufig nicht. Ich komme aus
einer kleinen Kreisstadt. Das Gesundheitswesen hat das Raucherentwöhnungsteam
zu uns geholt. Wir begannen mit 38 Teilnehmern. Jede Woche waren Artikel von
namhaften Ärzten in unserer Kreiszeitung. Ich habe in halboffizieller Funktion
als Arzt an der Gruppentherapie teilgenommen. Vor 2 1/2 Jahren hatte ich eine
Magenoperation. Aus Freude darüber, daß ich danach zu meiner damaligen
Verlobten nicht mehr so ein alter Miesepampel war, habe ich dann wieder
angefangen zu rauchen. Bis vor vier Monaten war ich danach wieder schwer krank
und lag stationär. Meine Tochter erzählte allen Klassenkameraden, sie sollten
sich an ihrem Vater ein Beispiel nehmen, der nach 28 Jahren Rauchen das Rauchen
endgültig aufgegeben hat. Sie war so enttäuscht nach meinem Rückfall! Und hat
mir ins Gewissen geredet. Da kam das Angebot der Raucherentwöhnungsgruppentherapie.
Gruppentherapie? Ich wußte nicht, was das ist. Aber wir sind bald übereingekommen,
daß ich die Gruppe übernehme mit einem zweiten Arzt aus dem Krankenhaus, der
selbst geraucht hat.
Wenn beide nicht können, springt eine Frau
ein, welche die Gesundheitserziehung im Kreis leitet.
Von anfangs 38 Teilnehmern blieben 25
übrig. Zwischen Weihnachten und Neujahr hatten wir mit 13 Personen die mieseste
Beteiligung. Zwei junge Unteroffiziere brachten Stimmung in die Gruppe. So
kommen noch Junge dazu. Unser Sorgenkind ist ein Berufskraftfahrer, der täglich
60 Zigaretten geraucht hat und seit 2 1/2 Monaten frei davon ist. Er kommt zu
mir zur Blutzucker- und Blutdruckkontrolle, damit beide Werte nicht zu tief absinken.
Ich machte bei ihm auch einen Hausbesuch. Die Ehefrau hatte ihren 50. Geburtstag.
Und ihn störte die Fliege an der Wand. Sie hielt das nicht mehr aus und sagte:
„Entweder rauchst du wieder, oder wir müssen uns scheiden lassen.“
Deshalb machte ich den Hausbesuch. Kurios
war ein Ehepaar. Beide haben bis Silvester nicht geraucht. Da sagte sie zu ihm:
„Das riecht doch so, als ob einer geraucht hätte.“ Er sagte, der Nachbar hätte
ihm mal eine gegeben. Aber nein, er hat sie sich mitbringen lassen, wie sich
später herausstellte. Sie wollte ihn aber auch nicht brüskieren. Und so hat sie
dann auch heimlich geraucht. Die Presse haben wir bisher nicht reingelassen.
Eine Redakteurin war zwei Tage bei mir zu Hause.
Werner: Wie haben Sie die
Entwöhnungsgruppe populär gemacht?
Durch Plakate in den Kantinen, wo sie
anstehen, durch die Gewerkschaften, durch den Regionalsender und immer wieder
in der Presse. Wir haben unsre eigenen Autos genommen und Leukoplast und haben
die Plakate selbst angeklebt. Wir treffen uns einmal in der Woche jeden Montag
19.00 Uhr bis 20.30. Zusammengesetzt ist die Gruppe bunt: Rentner, Junge, eine
Kindergärtnerin, querbeet. Wir erfahren gute Unterstützung bis wohlwollende
Duldung. Der Landarzt fühlt sich in die Enge getrieben, er fühlt sich unwohl.
Als der erste Sekretär der Kreisleitung unserer Partei alle Leiter zum
Neujahrsgespräch einlud und eine kleine Raucherpause angesagt wurde, standen
nur der Landarzt und der Verantwortliche für Gesundheitswesen auf und stellten
sich im Vorraum an die Aluminiumkugel. Die 20 Gäste haben auf die Uhr geguckt.
Die Zigarette hat ihm gar nicht geschmeckt, hat der Landarzt seiner Frau erzählt.
Detlef: Wer stellt den Raum?
Dr. Rex: Wir haben den Klubraum im
Kreiskulturhaus das ganze Jahr jeden Montag Abend gebucht. Das kann nicht so'n
Wanderzirkus sein.
Werner: Wie sind die Erfolge?
Dr. Rex: Wir haben nichts aufgeschrieben.
Von 38 sind 25 übriggeblieben. Von denen haben 19 bis vorige Woche nicht
geraucht, drei rauchen noch mehr, um bald aufzuhören, drei sind rückfällig. Wir
haben noch die Euphorie des Anfangs.
Wir beraten uns gegenseitig. Wir haben vom
Neujahrstag als Termin abgeraten. Es gibt andere schöne Tage zum Aufhören. Am
schlimmsten ist es, wenn man allein ist. Dann fällt es am schwersten, nicht zu
rauchen.. Als ich zur Gesundheitskonferenz ging, habe ich mich gefragt: Dazu
kaufst du dir Zigaretten?
Karin: Ich sah Sie gestern im Fernsehen,
ich habe auch damals den Anfang gesehen, hatte es in der Vorschau gelesen.
Dr. Rex: Es ist ein Zufall, daß ich heute
beruflich hier zu tun habe. Die Fernsehaufnahme ging sehr lange. Es wurde
willkürlich zusammengeschnitten.
Werner: Man sollte auch hier mehr Reklame
machen.
Karin: Ich war vor zwei Jahren zuletzt
hier. Ich habe früher schon einmal drei Jahre nicht geraucht. Ich war einmal
mit meinem Freund hier, der nie geraucht hat. Ich soll mir auch einer
Nichtraucherin zu Liebe abgewöhnen, im Betrieb zu rauchen. Ich war schon einmal
in Magdeburg zu einer individuellen Raucherberatung. Dort hat man mir im
Schnellverfahren Autogenes Training beizubringen versucht.
Das Buch von Dr. Paun „Schluß mit dem
Rauchen, aber wie?“ habe ich im D-Zug in drei Stunden gelesen. Das war so
spannend wie ein Krimi mit Fortsetzungen.
Damals habe ich 0.15 Uhr die Letzte
geraucht. Ich habe geheult. Mein Urlaub begann. Und ich fing mit einer
Tablettenkur an! Nach vier Wochen war es nicht der Appetit auf die Zigarette,
was mich störte. Ich war ja so nervös! Ein Teilnehmer warf mir eine Packung
TABEX-Tabletten hin, da waren noch 80 drin. Ich habe dann die Tabletten
regelmäßig genommen. Nach sieben Wochen habe ich in den Spiegel geschaut. Ich
hatte so einen Gieper auf Schokolade und hatte so an Gewicht zugenommen! Da
habe ich wieder angefangen zu rauchen. Nach 14 Tagen waren es, glaube ich, 30
Zigaretten. Nach 2 1/2 Monaten habe ich wieder aufgehört. Ich nahm wieder
TABEX-Tabletten und ein mildes Abführmittel. Nach einer Woche sagte ich mir:
„Ihr schafft's nicht, mich zum Rauchen zu bringen“.
Als ich zehn Tage nicht rauchte, kam mein
Schatz. Nach einem Monat hatten wir Streit. Da habe ich mir mit Kolleginnen
einen Grog gemacht, und wir haben zusammen geraucht. Dann war mein Schatz da,
und es war alles in Butter. Seitdem hatte ich durchgehalten trotz niedrigen
Blutdrucks. Wir wünschten uns ein Kind, ich wurde schwanger, hatte aber eine
Fehlgeburt nach sieben Wochen und sah sehr blaß aus. Ich war bei einer Psychologin,
bin aber nicht mehr hingegangen. Sie meinte, ich solle erst das andere in den
Griff kriegen und erst mal weiterrauchen. Aber ich habe es doch sein lassen.
Das war nach kurzer Zeit gesundheitlich spürbar. Nach vier Wochen habe ich
gekämpft. Ich wünschte mir so ein Kind! Ich wurde wieder schwanger und habe ein
Vierteljahr gestillt.
Nach 14 Tagen aber, als ich ein Jahr nicht
geraucht hatte, war das Motiv weg, und ich hatte mein Klassentreffen, und ich
fing wieder an zu rauchen. Ich bin zweimal nach'm Rückfall wieder losgekommen.
Manchmal habe ich abends 'ne halbe Schachtel weggeschmissen und dann doch
weitergeraucht! Es war ein ganz schlimmes Wochenende. Mein armer Mann! Ich habe
vom Frühstück bis abends genörgelt. So habe ich wieder neun Monate bis vor 2
1/2 Wochen geraucht. Ich dachte mir: Es wird erst etwas mit dem Aufgeben des
Rauchens, wenn du arbeiten gehst. Ich habe zuletzt nur noch bewußte Zigaretten
geraucht und auf dem Balkon gefroren. Ich hatte in der Lunge eine Stauung. Ich
war erkältet. Heute sollte ich eine Kur antreten. Ich mußte mir einen Zahn
ziehen lassen und durfte einen ganzen Tag nicht rauchen. Ich bin zu feige,
trotzdem zu rauchen. Ich habe immer Angst. Ich bin schon neurotisch. Bei meiner
Angst, krank zu werden, ist es ein Widerspruch, daß ich rauche.
Werner: Einem Bekannten wurde ein Zahn
gezogen, er rauchte, fiel um und war tot.
Karin: Ich wollte das Wochenende zum Anlaß
nehmen. Aber ich finde zu Hause keinen Anfang. Da ist ein Vakuum. Ich war schon
paar Mal auf dem Wege hierher. Eine Karte von der Raucherberatung ist in meine
Wohnung gekommen. Man muß schnell hier hergehen, wenn man wieder raucht. Die
TABEX-Tabletten nehme ich nicht, wie's draufsteht. Ich rauche auch mit
Tabletten. Ich habe erst 80 Tabletten verbraucht. Ich habe mir Vitamin B1 und
Vitamin B-Komplex besorgt. Im größten Streß kann ich es: Nicht rauchen. Ich muß
jammern, ich muß anerkannt werden. Mein Partner hat nie geraucht.
Dr. Rex: Dann bekommen Sie Anerkennung von
ihm.
Karin: Er hat ganz „klasse“ reagiert. Ich
habe ein Hauptmotiv gehabt: Ich wollte ein Baby haben.
Dr. Rex: Für Sie haben Zigaretten eine
große Bedeutung. Wann arbeiten Sie wieder?
Karin: Frühestens in fünf Wochen. Ich habe
noch keinen Krippenplatz., Gefordert muß ich sein. Wenn andre von mir was
fordern, wenn meine Leistung gefragt ist, schaffe ich es, nicht zu rauchen.
Aber wenn alles normal ist., Durchs Fernsehen habe ich gemerkt, wie wichtig die
Gruppe ist. Es hat mir gut getan, hier zu sein. Ich war schon wieder am Zweifeln.
Jan: Sie quälen sich.
Karin: Es ist jetzt nicht mehr so qualvoll.
Ich bin zeitweise manchmal gar nicht so kribblig. Ich finde zu Hause keinen
Anfang, etwas Sinnvolles zu tun. Ich komme mir als schlechte Mutter vor und als
schlechte Hausfrau. Und aus Kummer darüber muß ich eine rauchen. Heute habe ich
mich entschlossen hier herzukommen. Ich habe meinen Mann an der Haltestelle
überfallen, um ihn zu bitten, beim Kind zu bleiben.
Leo: Ich möchte mal Ihre Nachbarin fragen.
Carola, 16jährige Schülerin der 10.
Klasse: Ich rauche seit einem Jahr 20 Zigaretten. Ich möchte noch vor den
Prüfungen aufhören zu rauchen. Nächste Woche ist Russisch dran. Dazwischen ist
man immer so aufgeregt. Da möchte ich's lieber schon vorher geschafft haben.
Dr. Rex: Sie kommen mit der Entwöhnung in
die schwere Zeit der Prüfungen.
Werner: Sie schafft das schon.
Karin: Ich kann Ihnen das nachempfinden.
Ich würde es hinter mir haben wollen.
Jan: Es ist nervenzehrend.
Dr. Rex: Ich würde mich nicht so
rantaktieren. Wie lange kommen Sie schon hierher?
Carola: Das fünfte Mal.Dr. Rex: Was
treiben Sie für Sport?
Carola: Tennis.
Dr. Rex: Tennis geht so auf die Lunge.
Günter: Ob man fünf oder zwanzig raucht,
spielt keine Rolle.
Dr. Rex: Ein Jahr 20 Zigaretten pro Tag,
damit gehört sie zu uns.
Jan: Man darf nicht gruppenmüde werden.
Detlef: So'n Mißerfolg ist nicht günstig,
falls Sie es in der Prüfungsperiode doch nicht schaffen, mit Rauchen
aufzuhören.
Karin: Ihr Gesicht kommt mir noch bekannt
vor. Wie lange hatten Sie nicht geraucht?
Detlef: Verworren. So'n Erfolg wie Sie
hatt ich noch nicht. Ich bin auch nie im Streß umgefallen.
Karin: Jetzt bring ich erst meine Probleme
in den Griff, dann werde ich eine bessere Mutter., Wie viel habe ich mit Links
geraucht und mit Rechts geschrieben!
Jan: Ich mußte beschäftigt sein.
Karin: Wir haben beide hier keinen Freundeskreis,
mein einziger ist mein Arbeitskollektiv. Ich bin glücklich über das Kind , aber
sonst habe ich nichts gehabt.
Wir haben überhaupt niemanden mehr. Ich
habe keine Eltern mehr, und die Schwiegereltern sind nicht hier. Ich kann bei
niemandem mal das Kind abgeben. Ich bin doch keine schlechte Mutter. Ich möchte
mal etwas für mich tun., Sie kenne ich doch. Sie hatte doch Ihre Mutter wieder
zum Rauchen verführt.
Jan: Ja.
Leo zu Günter: Rauchen Sie?
Günter: Nie.
Leo: Wie lange schon?
Günter: Es werden drei Monate.
Leo: Der nächste Nichtraucher,
Nichtmehrraucher! Warum kommen Sie noch hierher?
Gregor: Weil ich mich verpflichtet fühle.
Meine Motive sind andere. Ich rauche seit fünf Monaten und 20 Tagen nicht mehr.
Dr. Rex: Wir fragen uns, warum wir alle noch
kommen. Der eine sagte: „Weil mir sonst der Montag fehlt“, ein anderer: „Weil
ich mich darauf freue“„, ein Dritter: „Weil es Spaß macht“. Als wir sechs
Wochen nicht rauchten, haben wir am 28. Dezember zusammen ein Glas Rotwein
getrunken und eine Mütze in die Mitte gelegt., Drei Frauen, die einen Ersatz
fürs Rauchen brauchen, laufen jetzt und gehen in die Frauensauna. Die Ehepartner
akzeptieren es und freuen sich darüber. Eine Laborantin, Mitte 40, sieht
äußerlich aus wie Mitte 60, sie ist aber vital und sehr lustig. Wir haben uns
darüber unterhalten, wobei wir immer geraucht haben. Und dann darüber: Wobei
haben wir nicht geraucht? Da sagte sie: „Bei der Runde muß ich ausscheiden. Es
gab nichts, wobei ich nicht geraucht habe. Ich habe auch beim Bettenmachen geraucht.
Ich wundre mich, daß mir die Bude noch nicht überm Kopf abgebrannt ist.“ Wir
hörten, sie sei ins Krankenhaus gekommen. Aber im Kreiskrankenhaus fanden wir
sie nicht. Dann haben wir sie 60 km weit in der Augenklinik ausfindig gemacht
und aufgesucht. Sie war sprachlos. Sie konnte es nicht fassen. Danach durfte
sie wieder zu unserer Gruppe kommen. Ihr Arzt genehmigte den Ausgang. In einer
kleinen Stadt sind die Bindungen anders. Man traut sich dann nicht mehr,
Zigaretten zu kaufen. Die Verkäuferin fragt: „Und wo sind die drei Schachteln
Zigaretten?“ Wenn man jetzt rückfällig wird, wird man dann auf vielen Gebieten
unglaubwürdig: „Du mit der Luftnummer im Fernsehen!“
Bei Sitzungen haben wir die Sitzordnung
geändert. Ich sitze nicht mehr neben dem Landarzt, weil ich weiß, wie der
stinkt. Karin zu Werner: Da knistert einer mit Bonbonpapier. Haben Sie
aufgehört?
Werner: Nein, immer noch nicht.
Dr. Rex: Man kommt vor Beschäftigung mit
dem Nichtrauchen gar nicht dazu, ans Rauchen zu denken.
Werner: Es ist der größte Quatsch zu
rauchen.
Ricarda zu Jan: Das mit der Mutter kenn
ich auch. Ich war vor acht Jahren das erste Mal hier. Ich besitze das Buch
„Schluß mit dem Rauchen, aber wie?“ und glaube an die Garantie, daß man es
schafft, wenn man es wirklich möchte und lange genug regelmäßig hierherkommt.
Damals schaffte ich es noch alleine drei Tage. Mit zunehmenden Anläufen im
Laufe der Jahre wird es doch nicht leichter. Ich rauche tatsächlich mindestens
20 am Tag, und das seit ca. 20 Jahren. Vor zehn Jahren habe ich es einmal
allein vier Monate geschafft. Und vor acht Jahren habe ich begonnen, 3 1/2 Jahre
nicht zu rauchen. Schon nach einem Monat hatten sich Husten, Räuspern, Auswurf
sehr gegeben. Im ersten Monat hatte ich drei kg zugenommen. Nach sechs Wochen
hatte ich schon wieder ein Kilo runter. Nach zwei Jahren Nichtmehrrauchen
brachte ich dem Doktor einen Blumenstrauß, ließ mich dann aber nicht mehr
sehen. Und nach 3 1/2 Jahren habe ich gedacht: Ich bin ja drüber weg, ich
könnte ja mal eine probieren. Dann hustete ich wieder! Es geht morgens bis zum
Erbrechen. Vor einem Jahr neun Monaten habe ich wieder mit Hilfe der Gruppe und
der TABEX-Tabletten aufgehört und 14 Tage erst einmal schlecht geschlafen. Nach
sieben Wochen wurde unser Auto aufgebrochen und stark beschädigt. Da habe ich
eine geraucht. Mein Mann legte leere TABEX- Tabletten-Hüllen in den Aschenbecher.
Ich habe aber doch nach Monaten wieder angefangen. Jetzt bin ich seit 2 1/2
Monaten wieder hier. Ich habe noch nicht den Absprung gekriegt. Ich habe jeden
Morgen Kopfschmerzen, abends auch. Als ich nicht geraucht habe, hatte ich das
überhaupt nicht. Ich fühle mich elend, habe zu nichts Lust, aber rauchen! Meine
Kinder, 18 und 21 Jahre alt, rauchen beide noch nicht. Ich freue mich darauf,
daß ich mehr Zeit haben werde, wenn ich nicht mehr rauche.
Ich huste bis zum Erbrechen, buchstäblich!
Und dieser Geschmack im Mund morgens! das Treppensteigen! Die schmutzigen,
stinkenden Gardinen usw. empfindet man als Raucher nicht, außer wenn man
aufhören will. Ich rauche, wie schon gesagt, tatsächlich mindestens 20 und mehr
am Tag. Und das viele Geld ist natürlich auch so 'ne Sache. Ich würde mir
lieber Orangensaft kaufen, aber der ist mir zu teuer. Aber die Zigaretten sind
mir nicht zu teuer. Mein Mann hat vor 18 Jahren auf einer Reise aufgehört. Er
hat nicht darüber gesprochen. Dieser Kampf gegeneinander führt zu nichts, er
hat sich irgendwann gelegt. Wenn ich nachts wach werde und liege und atme, das
ist ein Geröchel! Es hat ja auch lange gedauert, bis ich mich überwunden habe,
wieder hierher zukommen. Nach jedem Aufhören rauche ich immer mehr. Hier hoch
die zwei Treppen, da muß ich erst mal abhusten. Ich rauche bei jeder Gelegenheit.
Ich fang zwar nicht im Bett an, aber gleich danach. Ich rauche auch in der Badewanne,
die Glut fällt auf die Brust. Es ist schwer, immer eine Hand trocken zu behalten.
Dr. Rex: Es gibt Artisten, die beim
Naßrasieren rauchen.
Ricarda: Ich habe schon viele Wege
gemacht, um mich zu versichern, daß ich die Zigarette ausgemacht hatte. Ich hab
schon mal Feuer gelegt: Es ist mir Glut in den Papierkorb geraten. Ich hatte
bei meinem Onkel den Aschenbecher in den Papierkorb entleert und seine Wohnung
verlassen. Der Onkel sah fern. Der Fernseher ging aus. Dadurch merkte der alte
Herr, daß etwas nicht stimmt. Er stand auf und löschte das Feuer., Ich weiß
nicht, ob ich das schaffe. Ich habe das Gefühl, daß es diesmal nicht so
funktioniert. Ich hab im Moment gar keinen richtigen Anlaufpunkt. Ich habe
Angst vor mir selber. Ich möchte morgen aufhören., Auf dem Heimtrainer, den ich
von dem Onkel geerbt habe, habe ich noch nie geraucht, aber ich war schon nahe
daran. Ich geb ja auch nach fünf Minuten auf, nach 2 km. Ich steige immer mal
drauf, um mir etwas Gutes anzutun. Wenn wir im Sommer in den Garten fahren,
genügt das. Ich meine, daß alles, was mich stört, von dem Scheißrauchen kommt.
Wenn ich nicht rauchte, müßte ich mich so fühlen, daß ich die Welt aus den
Angeln heben könnte. Das ist Blödsinn. Am Sonntag dachte ich: Heute hörste auf.
Aber dann hab ich nachgeguckt, wieviel Zigaretten ich noch habe. Es waren so
viele, daß ich den Zeitpunkt wieder hinausgeschoben habe. Ich bin noch nicht
überzeugt, daß ich aufhöre. Ich habe Verwandte, die stark geraucht haben, zu
Tode gepflegt. Das hört sich schlimm an. In diesem Jahr ist es mein Wunsch gewesen,
zu Silvester aufzuhören., Sie können uns nicht verstehen, Doktor, aber es ist
gut, daß es Sie gibt., Eine Kollegin ist dabei, die raucht nur in Gesellschaft,
20 Zigaretten an einem Nachmittag, und raucht zu Hause nie.
Angelika: Ich habe eine Bekannte, der Mann
weiß überhaupt nicht, daß sie raucht.
Jan: Ich bin über den Berg, nicht wieder
hierher zukommen. Hermann war gemein mit seinen Vorwürfen bei meinem Rückfall.
Dr. Rex: Eine nichtmehrrauchende
Kindergärtnerin und ihr nichtrauchender Freund wollen nun heiraten. Wir haben
jetzt einen Nichtraucherkindergarten: Neun Kindergärtnerinnen und drei
technische Kräfte, zusammen zwölf, rauchen jetzt nicht. Die sind jetzt militant
geworden. Am Markt haben wir eine neue Gaststätte. Nach acht Wochen haben wir
sie rauchfrei gemacht. Die im Café Beschäftigten sind uns sehr, sehr dankbar.
Nun war aber noch die Vitrine voll von Zigaretten. Die Gäste kamen sich
verscheißert vor, guckten sich die Zigaretten an und durften keine rauchen.
Angelika: Ich fühle mich gehetzt.
Werner: Haben Sie schon einen Termin?
Angelika: Nicht mal dazu komme ich. Als
ich die Bronchitis hatte, habe ich, um weniger zu rauchen, so viel gestrickt.
Anfang Januar da habe ich ein paar Tage Urlaub gehabt, da war ich optimistisch.
Mir fehlt die Kraft. Ich bin so müde, daß ich heiser bin. Wenn ich 1 1/2 Stunde
nicht geraucht habe, kriege ich einen solchen Hustenanfall! Es gibt
Nichtmehrraucher. Nur ein fester Wille ist nötig. Ich will es wieder schaffen.
Ich hatte starke Entzugserscheinungen. Sehstörungen! Ich sah nicht mehr, was
ich kochte. Vor Jahren haben wir Silvester aufgehört. Es ging ein paar Tage.
Dann wurden Reste in die Pfeife gesteckt.
So weit Mitgeschriebenes aus einem unserer
Gruppengespräche.